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Nazi-Reiseführer für das Generalgouvernement

von Dignity News
Im Jahr 1943 veröffentlichte ein deutscher Verlag im Auftrag von Hans Frank einen Auto-Reiseführer für den Quasi-Staat Generalgouvernement. Die besetzten polnischen Gebiete innerhalb dieses Staatsgebildes wurden in fünf Distrikte aufgeteilt: Warschau, Radom, Lublin, Krakau und Galizien. In der Publikation wurden die „Qualitäten” der eroberten Gebiete und ihre Geschichte aus der Sicht der Nationalsozialisten dargestellt.

Karl Baedeker gründete 1827 in Koblenz seinen Verlag und brachte wenige Jahre später seinen ersten Reiseführer auf den Markt (Rheinreise von Mainz bis Köln), der sich großer Beliebtheit erfreute, nicht zuletzt, weil er die Form eines kleinen Büchleins hatte, das leicht in die Handtasche einer Frau oder in die Jackentasche eines Mannes passte. Der Paris-Reiseführer erwies sich als noch größerer Erfolg. Im Laufe der Zeit erlangten die Baedeker-Publikationen durch die hohe Qualität und die markanten roten Einbände einen hohen Wiedererkennungswert. Nach Karls Tod wurde das Unternehmen von seinen drei Söhnen übernommen.

Während des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte der Karl Baedeker Verlag nur einen Reiseführer. Im Jahr 1943 erschien eine schändliche Veröffentlichung, in der angebliche deutsche Denkmäler in den besetzten polnischen Gebieten beschrieben wurden. Dazu gehörte auch die Marienkirche in Krakau, die als ein vom deutschen Bürgertum errichtetes Gebäude dargestellt wurde. Der Reiseführer enthielt auch Informationen darüber, dass Hans Frank auf dem Wawel residierte und im Generalgouvernement die Ordnung wiederherstellte. Lemberg wurde in ähnlicher Weise dargestellt, wobei die Leistungen der dort lebenden deutschen Bevölkerung in verschiedenen historischen Epochen hervorgehoben wurden. Touristen, die durch das Gebiet reisen wollten, wurde geraten, Waffen mit sich zu führen, vor allem in den weniger bevölkerten Gebieten, und gleichzeitig wurde von Kontakten mit den Einheimischen abgeraten. Die Publikation enthielt auch antijüdische Themen — so wurde Lublin beispielsweise als „Bastion” der Juden und gleichzeitig als eine Stadt dargestellt, die aufgrund ihrer Präsenz im Niedergang begriffen war. Es wurde auch betont, dass einige Städte bereits judenfrei gewesen seien.

Der Reiseführer wurde von Oskar Steinheil erstellt, der sich im Herbst 1942 im Generalgouvernement auf einer Autorallye befand, um die Veröffentlichung zuverlässiger zu machen. Genau zu dieser Zeit war die Ausrottung der Juden in der Region im Gange, was zur vollständigen physischen Vernichtung dieser nationalen Minderheit führte.

Der Baedeker Verlag als Familienunternehmen blieb auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestehen und arbeitete mit Wirtschaftsgrößen wie der Shell AG und der Lufthansa zusammen.

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