Roman Brandstaetter, Schriftsteller, Dichter, Dramatiker und Bibelübersetzer, der aus einer jüdischen Familie mit literarischer Tradition stammte, starb vor 35 Jahren.
Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Tarnów studierte er Philosophie und Polonistik an der Jagiellonen-Universität. Sein Debüt als Dichter gab er 1926 mit dem Gedicht „Elegie auf den Tod von Sergej Jessenin”. Von 1929 bis 1931 forschte er in Paris, was in seiner Dissertation „Jüdische Legion von Adam Mickiewicz” gipfelte, die kritisiert wurde, weil sie den polnischen Dichter als Vorreiter des zionistischen Programms darstellte. Anschließend war er Redakteur der jüdischen, in Polen erscheinenden Zeitschrift „Opinia”. Unter anderem veröffentlichte er einen Artikel mit dem Titel „Der Fall der polnisch-jüdischen Poesie”, in dem er den Einfluss jüdischer Dichter, die auf Polnisch schreiben, auf die polnische Poesie analysierte. Er ging auch auf die Assimilation der Juden in Polen während der Zeit der Teilungen ein. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog er nach Vilnius. Dank der Bemühungen der Familie seiner Frau, Tamara Kerren, wanderten sie nach Jerusalem aus.
Der Aufenthalt im Heiligen Land war ein Wendepunkt im Leben von Brandstaetter. Er beschloss, zum Katholizismus zu konvertieren, was eine Trennung von seiner Frau zur Folge hatte. Die jüdische Tradition hat er jedoch nie abgelehnt. Im Jahr 1946 ging er nach Rom, wo er sich taufen ließ. Von 1947 bis 1948 war er als Kulturattaché an der polnischen Botschaft in Rom tätig. In dieser Zeit schrieb er Dramen über die Figur und das Wirken des Heiligen Franz von Assisi, der ihn faszinierte. Nach seiner Rückkehr nach Polen lebte er in Poznań und Zakopane.
In Polen schrieb er weitere Dramen und Gedichtbände, ausschließlich in polnischer Sprache. Er war auch an der Übersetzung der Bücher des Neuen Testaments aus dem Hebräischen beteiligt. Sein bedeutendstes Werk wurde der vierbändige historische Roman „Jesus von Nazareth” (1967-73). Weitere wichtige Werke sind „Die Chroniken von Assisi” und die Kurzgeschichte „Ja jestem Żyd z „Wesela” (dt. Ich bin der Jude aus „Die Hochzeit”), die auf ein Drama von Stanisław Wyspiański anspielt.
1980 wurde R. Brandstaetter Vorsitzender des Komitees zur Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Posener Juni ’56, der blutig niedergeschlagenen Proteste gegen das kommunistische Regime.
Er starb am 28. September 1987 in Poznań.