Die polnische Regierung hat für 2024 eine Rekordanhebung des Mindestlohns angekündigt, die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vor neue Herausforderungen stellt. Kleinunternehmer und das Baugewerbe sind am meisten über die steigenden Arbeitskosten besorgt.
Das Jahr 2024 bringt erhebliche Änderungen des Mindestlohns mit sich. Am 14. September 2023 wurde die Entscheidung der Regierung bekannt gegeben, den Mindestlohn um einen Rekordwert von 20 % zu erhöhen. Damit reagierte sie auf die seit langem geführte Debatte über die gerechte Entlohnung von Arbeit.
Der Mindestlohn beträgt vom 1. Januar 2024 bis zum 30. Juni 2024 4.242 PLN brutto (Stundensatz von 27,70 PLN brutto). Ab dem 1. Juli 2024 wird er 4.300 PLN brutto (Stundensatz von 28,10 PLN brutto) betragen.
Schätzungen zufolge erhalten rund 3,6 Millionen Menschen in Polen den Mindestlohn. Die am wenigsten verdienenden Arbeitnehmer zeigen sich begeistert, aber Experten schlagen Alarm. Die Entscheidung über eine so deutliche Anhebung hat auch ihre Schattenseiten: Sie wird enorme Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Situation des Landes haben, unter anderem auf den Arbeitsmarkt, die Inflation und den Konsum.
„Die Reaktionen der Arbeitnehmer auf die Rekorderhöhung des Mindestlohns fallen sehr unterschiedlich aus. Die einen freuen sich über die Aussicht auf höhere Löhne, die ihnen im Alltag sicherlich zugute kommen werden. Es gibt jedoch auch eine Gruppe von Arbeitnehmern, die sich besorgt über die Kurzfristigkeit dieser Änderungen äußert”, erklärt Ewelina Gawlik, Vorsitzende der Agentur Nova Praca Group.
Die Erhöhung des Mindestlohns wirft die Frage auf, wie der Anstieg der Arbeitskosten gedeckt werden soll. Die Unternehmer fragen sich, ob es möglich ist, die finanzielle Stabilität des Unternehmens aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern zu erfüllen.
„Produktionsnahe Wirtschaftszweige wie das Baugewerbe äußern sich besorgt über die negativen Auswirkungen von Mindestlohnerhöhungen. Ein Anstieg der Arbeitskosten kann dazu führen, dass die Preise für Dienstleistungen oder Produkte erhöht werden müssen, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf dem Markt beeinträchtigen kann”, fügt Ewelina Gawlik hinzu.
Adrian Andrzejewski