Vor 230 Jahren, am 22. Juni 1792, stiftete der polnische König Stanislaw August Poniatowski die wichtigste polnische Militärauszeichnung — den Orden Virtuti Militari. Er traf diese Entscheidung zum Gedenken an den Sieg der polnischen Armee über die Russen in der Schlacht von Zieleńce.
Die Verabschiedung der Verfassung vom 3. Mai 1791 in Polen stieß auf den Widerstand einiger Magnaten, die bald Unterstützung in Russland fanden, das damals von Zarin Katharina II. regiert wurde. Katharina II. beschloss, in Polen militärisch zu intervenieren, da sie die Durchführung politischer Reformen zur Stärkung des polnischen Staates nicht zulassen wollte.
Im Mai 1792 drang die zaristische Armee in die Grenzen der Polnischen Republik ein und löste den Polnisch-Russischen Krieg zur Verteidigung der Verfassung vom 3. Mai aus. Den Oberbefehl über die polnische Armee hatte der Neffe des Königs, Fürst Józef Poniatowski, inne. Ihm und seinem Onkel wird die Idee für die Gestaltung dieser Auszeichnung zugeschrieben. Die Gelegenheit für diesen Militärverdienstorden bot sich bald, denn am 18. Juni 1792 besiegte die polnische Armee trotz erheblicher Verluste die russische Armee bei Zieleńce. Nach der Schlacht schickte Józef Poniatowski dem König eine Liste von Personen, die sich in der Schlacht ausgezeichnet hatten. Vier Tage später schickte der König 20 goldene (für Offiziere) und 40 silberne (für andere) neue Orden. Sie hatten eine ovale Form und trugen auf der Rückseite die Inschrift Virtuti Militari (für militärische Tapferkeit) und auf der Vorderseite die Inschrift SAR (Stanislaus Augustus Rex).
Die erste Verleihung der Medaille fand am 25. Juni 1792 im polnischen Militärlager in Ostróg in Wolhynien statt. Zu den Ausgezeichneten gehörten Fürst Józef Poniatowski sowie die Generäle Tadeusz Kościuszko und Michał Wielhorski. Schon bald wurde das Statut des Ordens festgelegt, das die Einteilung in fünf Klassen vorsah und dem Orden die Form eines Kreuzes gab. Leider wurden die Orden Virtuti Militari während der Niedergänge des polnischen Staates abgeschafft. Während der Freiheitsaufstände des 19. Jahrhunderts wurden sie jedoch wiederhergestellt und für Tapferkeit im Kampf verliehen.
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens im Jahr 1918 wurde der Orden am 1. August 1919 wiederhergestellt, wobei die Form des Kreuzes beibehalten wurde. Man kehrte auch zum Konzept der fünf Klassen zurück. In der Zeit der Zweiten Polnischen Republik wurde er auch an Städte verliehen, z. B. 1920 an Lemberg und 1939 an Warschau. Der jüngste Träger des Ordens Virtuti Militari war der 13-jährige Antoni Pietrykiewicz, der 1918 Lemberg gegen die Ukrainer verteidigte. Der Orden wurde ihm nach seinem Tod verliehen.