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„Sonderfahndungsbuch Polen” — die deutsche Proskriptionsliste und ihre schrecklichen Folgen

von Dignity News
Das deutsche „Sonderfahndungsbuch Polen” war eine spezielle Liste von Polen, das sogenannte Proskriptionsbuch, das in alphabetischer Reihenfolge die Namen von 61.000 Polen enthielt. Es handelte sich um einen vertraulichen Druck, der vom Reichskriminalpolizeiamt herausgegeben wurde. Die Liste wurde im Auftrag von Heinrich Himmler erstellt. Auf der Liste standen polnische Bürger, die eine Bedrohung für das „Deutschtum” darstellten, d. h. im weitesten Sinne Vertreter der polnischen Elite. Ihre Liste wurde zur Grundlage für die Massenverhaftungen und Morde an der polnischen Bevölkerung in den ersten Monaten des Zweiten Weltkriegs in den dem Dritten Reich und dem Generalgouvernement eingegliederten Gebieten.  

Die Liste wurde auf der Grundlage der Arbeit von Agenten erstellt, obwohl diese Aufgabe nicht die schwierigste war. Es genügte, die polnische Presse zu verfolgen, sowohl die zentrale als auch die lokale. Dies geschah z. B. durch Vertreter der deutschen diplomatischen Vertretungen in Polen. Separate, lokale Proskriptionslisten wurden auch von Mitgliedern des Selbstschutzes, der paramilitärische deutsche Organisationen, die in den Gebieten der Zweiten Polnischen Republik aktiv waren, geführt. Die Erstellung von Proskriptionslisten der Polen wurde von einer recht zahlreichen und aktiven deutschen Minderheit, insbesondere im Westen Polens, unterstützt. Im Jahr 1939 war sie unter dem Einfluss der NS-Ideologie und war bereit, nicht nur Informationen über Polen zu sammeln, sondern sich auch körperlich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Die Erstellung der Listen wurde im April 1939 in Angriff genommen. Allem Anschein zum Trotz war die Arbeit an der einheitlichen Liste jedoch so umfangreich, dass sie sich in die Länge zog. Die Deutschen konnten mit der Datenverarbeitung nicht Schritt halten. Die Arbeit wurde von zwei deutschen Ämtern durchgeführt: dem Berliner Gestapo-Hauptquartier und der im Mai 1939 im SD-Hauptamt des SS-Reichsführers eingerichteten Zelle Zentralstelle II/P (Polen). Historiker gehen davon aus, dass die erste Liste im September 1939 erstellt wurde, und dass im Oktober desselben Jahres, nach der deutschen Besetzung der polnischen Gebiete, eine genauere Liste vorbereitet wurde. Sie war nicht vollendet, wovon die leeren Seiten für jeden Buchstaben des Alphabets zeugen. Diese zweite Version war eben das „Sonderfahndungsbuch Polen”, das 1940 in Krakau veröffentlicht wurde.

Die auf der Liste aufgeführten Polen wurden hingerichtet, in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert, deportiert und aus den vom Dritten Reich annektierten Gebieten vertrieben.

Während der deutschen Besatzung wurden diese Listen unter dem Namen „Fahndungsnachweis” veröffentlicht. Nur eine kleine Anzahl der darin enthaltenen Personen überlebte die deutsche Besatzung. Insgesamt waren etwa 80.000 Polen in allen Listen aufgeführt.

Die Proskriptionslisten waren Teil umfassenderer deutscher Pläne zur Eroberung polnischer Gebiete, die unter dem Decknamen „Unternehmen Tannenberg” bekannt wurden. Sein Ziel war die Vernichtung der polnischen Führungskräfte und der polnischen Intelligenz ab dem 1. September 1939, dem Zeitpunkt, an dem die Truppen der Wehrmacht polnisches Gebiet betraten. Historiker betrachten diesen verbrecherischen Plan als die wirksamste Waffe zur Ausrottung der Polen vor der Einrichtung von Konzentrations- und Vernichtungslagern.

Die Operation wurde nicht nur in den in das Dritte Reich eingegliederten Gebieten, sondern auch im Gebiet des künftigen Generalgouvernements durchgeführt. Geleitet wurde sie von Reinhard Heydrich, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Auch innerhalb der Gestapo wurde ein Sonderreferat für das Unternehmen Tannenberg eingerichtet. Die Forscher betonen, dass Offiziere vieler Dienststellen aktiv an dem Unternehmen Tannenberg beteiligt waren.

Nach dem Überfall der deutschen Armee auf Polen wurde die Vernichtung vor allem von den Einsatzgruppen durchgeführt. Von den 25 Kommandanten der Einsatzgruppen und des Einsatzkommandos hatten 15 einen Doktortitel. Darunter waren Offiziere der Sicherheitspolizei (Sipo) und des Sicherheitsdienstes der Partei (SD). Die Sipo umfasste die Gestapo und die Kripo, während der SD für den Nachrichtendienst und die Spionageabwehr der SS zuständig war. Für die Rekrutierung für die Einsatzgruppen war Werner Best, Heydrichs engsten Mitarbeiter, verantwortlich.

Nicht umsonst wurde diese Formation als „Todesschwadron” bezeichnet. Diese Deutschen wurden zum Töten ausgebildet, und unter ihnen befanden sich einige der größten Verbrecher des Zweiten Weltkriegs. So gründeten und eröffneten beispielsweise Angehörige der Einsatzgruppe VI unter dem Kommando von SS-Oberführer Erich Naumann am 10. Oktober 1939 im Fort VII in Poznań das erste Konzentrationslager auf polnischem Boden (Sicherheitspolizei. Chef der Einsatzgruppe VI. Konzentrationslager-Posen). Sein Organisator und kurzzeitig auch sein erster Kommandant war Herbert Lange, Offizier der Einsatzgruppe VI, später Leiter der Euthanasie-Aktion zur Ermordung psychisch Kranker im Wartheland und Kommandant des deutschen Vernichtungslagers Kulmhof in Chełmno nad Nerem (ca. 250.000 Opfer). Wie Naumann, der Kommandeur der Einsatzgruppe VI, war Lange einer der größten Verbrecher des Zweiten Weltkriegs. Er starb im Jahr 1945.

Nach den Erkenntnissen der Historiker gab es bis zum 25. Oktober 1939, also bis zum Zeitpunkt der so genannten Militärverwaltung, folgende Opferzahlen: Reichsgau Danzig-Westpreußen (30.000), Reichsgau Wartheland (10.000), Oberschlesien (2000), Regierungsbezirk Zichenau (1000), zentrale Gebiete — das zukünftige Generalgouvernement (5000). Zu diesen Opfern kommen noch 7000 Juden hinzu, die von Soldaten der Wehrmacht getötet wurden. Insgesamt verloren im fraglichen Zeitraum etwa 50.000 der aktivsten Polen ihr Leben und 750.000 wurden vertrieben. Bis heute haben wir von 760 Orten des Massenmords erfahren.

Die Verbrechen des „Unternehmens Tannenberg” wurden nie aufgeklärt, und die Deutschen versuchten noch während des Krieges, ihre Spuren zu verwischen.

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