Forschungsteams von zwei Lubliner Universitäten arbeiten an der Anwendung von Ingwer in der Epilepsietherapie. Die Wissenschaftler sind auf der Suche nach Verbindungen aus dem Extrakt dieser Pflanze, die möglicherweise krampflösende Eigenschaften haben. Für ihre Forschung erhielten sie im Rahmen des OPUS-Wettbewerbs des Nationalen Wissenschaftszentrums über 2,5 Millionen PLN.
Das Wesen der Epilepsie ist eine plötzliche Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn, die dabei bioelektrische Entladungen auslösen, was zu wiederkehrenden Anfällen führt. Die Krankheit ist seit Jahrhunderten bekannt — sie wurde u. a. bei Julius Cäsar, Sokrates und Napoleon Bonaparte diagnostiziert — doch die moderne Medizin ist noch immer nicht in der Lage, sie wirksam zu behandeln.
Neue Antiepileptika sollen in erster Linie Anfälle lindern oder hemmen, auch bei arzneimittelresistenten Formen der Epilepsie, die derzeit etwa 30-40 % aller Fälle ausmachen. Außerdem sollten sie frei von Nebenwirkungen sein und eine neuroprotektive Wirkung haben, d. h. die Nervenzellen vor dem Tod durch Entladungen schützen.
Forscher der Medizinischen Universität Lublin (UM) und der Maria-Curie-Sklodowska-Universität Lublin (UMCS) arbeiten daran, phenolische Verbindungen, die aus Ingwerwurzeln, einer in der traditionellen asiatischen Medizin verwendeten Pflanze, isoliert wurden, in der Epilepsietherapie einzusetzen.
Ingwer wird bereits zu medizinischen Zwecken verwendet: Er lindert Übelkeit, fördert die Verdauung und wird von vielen Menschen auch zur Behandlung von Erkältungen eingesetzt. Neue Möglichkeiten eröffneten sich den Lubliner Forschern, als sie entdeckten, dass eine der von ihnen getesteten Verbindungen, das aus Ingwer isolierte 6-Gingerol, krampflösende Wirkungen hat.
In der ersten Phase des Projekts werden die Forscher Ingwerextrakte gewinnen, die dann an den Larven der Fische Danio rerio getestet werden. Diese Aufgabe wird von Forschern der Medizinischen Universität Lublin wahrgenommen, die die Verbindungen mit den stärksten krampflösenden Eigenschaften auswählen werden.
Später werden die Forscher der Marie-Curie-Skłodowska-Universität Tests mit Mausmodellen für epileptische Anfälle und Epilepsie durchführen. Ihre Aufgabe wird es sein, die krampflösenden Eigenschaften der aus Ingwer gewonnenen Verbindungen endgültig zu bestätigen. Die Forschung wird auch biochemische Tests und molekulare Analysen umfassen.
Die Forscher möchten Verbindungen finden, die eine krampflösende Wirkung haben und als Mittel zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden können. Sie wollen Verbindungen finden, die stark genug sind, um als Antiepileptika eingesetzt zu werden. Sollte dies nicht gelingen, werden die Forschungsergebnisse als Therapie dienen, die die Behandlung mit herkömmlichen Medikamenten unterstützt, lesen wir auf der Website der UMCS.
Die Wissenschaftler aus Lublin wollen auch weitere Wirkungen von Ingwer, z. B. seine antidepressiven oder angstlösenden Eigenschaften bei der Parkinson- und Alzheimer-Krankheit testen.
Arkadiusz Słomczyński