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Galizischer Bauernaufstand — bewaffnete Bauernangriffe auf Gutshöfe, inspiriert durch den österreichischen Hof (1846)

von DignityNews.eu

Im Februar und März 1846 kam es in Westkleinpolen zu gewalttätigen Bauernunruhen. Die Angriffe auf die Adelssitze und die Pogrome gegen die Familien des Landadels gingen unter dem Namen Galizischer Bauernaufstand (auch Galizisches Massaker) in die Geschichte ein. Historikern zufolge wurden sie von den österreichischen Behörden geplant. Für den Landadel waren diese Ereignisse sehr überraschend und schockierend und führten dazu, dass sich die Haltung eines Teils des Landadels gegenüber den österreichischen Teilungsmächten änderte und der Antagonismus zwischen den sozialen Schichten in Galizien zunahm.

Die ersten Angriffe fanden am 18. und 19. Februar bei Tarnów, Stary Sącz, Jasło, Bochnia und Wieliczka statt. Innerhalb weniger Tage wurden rund 500 Gutshöfe zerstört und — nach unterschiedlichen Schätzungen — zwischen 1200 und 3000 Menschen getötet. Seit Jahren schürten die österreichischen Teilungsbehörden eine adelsfeindliche Stimmung unter den Bauern. Der bekannteste Anführer des Bauernaufstands, Jakub Szela (1787-1860), hatte seit mindestens 1845 mit den österreichischen Behörden kollaboriert und sich nach dem Massaker in der Bukowina niedergelassen, wo er mit einem großen Bauernhof belohnt wurde und zu einem der reichsten Bauern des Dorfes aufstieg. 

Das Galizische Massaker hatte einen typischen Anti-Adelscharakter. Nach den Erkenntnissen von Stefan Kieniewicz haben die Bauern weder Juden noch österreichische Beamte ermordet. Diese Fakten beweisen, dass die österreichischen Behörden mit dem Bauernaufstand einen landesweiten Aufstand der Polen vereiteln wollten, der in Krakau vorbereitet wurde.

Zu den berühmten Persönlichkeiten, deren Lebensgeschichte von den Ereignissen im Februar und März 1846 am stärksten betroffen war, gehören der Dichter, Schriftsteller und „Vater der polnischen Geographie” Wincenty Pol (1807-1872) und der Politiker und Staatsmann Aleksander Wielopolski (1803-1877). Pol wurde während des Bauernaufstands zweimal schwer verprügelt, musste aus seinem Gutshof fliehen, der in Brand gesteckt wurde, und verlor bei dem Feuer seine gesamte bisherige Forschungs- und Schreibarbeit. Dies führte dazu, dass er von seinen demokratischen zu konservativen Ansichten wechselte. Markgraf Wielopolski verfasste dagegen unter dem Einfluss des Bauernaufstands den „Brief an den Fürsten Metternich geschrieben von einem polnischen Edelmanne über die Metzeleien in Gallizien” in dem er erklärte, dass eine Innenpolitik, die darin bestehe, einige Untertanen gegen andere aufzuhetzen, nicht der Würde eines Monarchen entspreche. Daraufhin beschloss Wielopolski, in russische Dienste zu treten, was erhebliche Folgen für die polnische Geschichte hatte.

Der Galizische Bauernaufstand war ein Ereignis, das in den Kreisen des Landadels und der aus dem Landadel stammenden Intelligenz lange in Erinnerung blieb. Auf die Ereignisse von 1846 spielt u. a.  das Drama von Stanisław Wyspiański mit dem Titel „Wesele” (dt. Hochzeit) (1901) an.

 

 

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