Analysten des Polnischen Wirtschaftsinstituts (PIE) schätzen, dass die Lieferungen aus Afrika, von LNG und mittels Rohrleitungen, in Zukunft sogar 38 Prozent der russischen Gaslieferungen in die Europäische Union ersetzen könnten. Die Experten des Instituts empfehlen auch Investitionen in erneuerbare Energien.
Auf der Liste der potenziellen afrikanischen Lieferanten, die von der Europäischen Kommission in Erwägung gezogen werden, stehen: Algerien, Angola, Ägypten, Nigeria, Republik Kongo und Senegal.
In der jüngsten Ausgabe des Magazins „Tygodnik Gospodarczy PIE” stellen die Analysten des Instituts fest, dass die EU-Länder zunehmend um die begrenzten Erdgasressourcen konkurrieren — so verhandeln beispielsweise Spanien und Italien (der zweitgrößte Importeur von russischem Gas in Europa) auf eigene Faust über Gaslieferungen aus Algerien.
Laut PIE könnten die Lieferungen aus Afrika sowohl von LNG (50 Mrd. m³) als auch mittels Erdgasrohrleitungen (10 Mrd. m³), z. B. durch Transmed, Medgaz und Greenstream sowie in Zukunft durch die Trans-Saharan-Pipeline (NIGAL Pipeline), deren Eröffnung für 2027 geplant ist, zur Diversifizierung beitragen. 2021 entfielen auf den afrikanischen Kontinent 18,7% der Gaseinfuhren der EU.
Bis 2040 könnten die afrikanischen Länder jährlich bis zu 470 Mrd. Kubikmeter Gas fördern. Dies entspräche einer Verdoppelung der derzeitigen Produktion, die von der OPEC auf etwa 235 Mrd. Kubikmeter geschätzt wird. Experten räumten ein, dass die Verfügbarkeit von Gas durch langfristige Verträge, die die Lieferanten für Jahre binden, begrenzt ist. Nach Ansicht des Polnischen Wirtschaftsinstituts sollten daher Alternativen zu einer einfachen Umstellung auf Gasimporte in Betracht gezogen werden. Die Diversifizierung der Energiequellen sollte durch strukturelle Investitionen in grüne Energie unterstützt werden.
Chile, ein Land, das bis vor kurzem stark von Gasimporten aus Argentinien abhängig war, wurde als Beispiel für eine erfolgreiche Diversifizierung der Gasversorgungsquellen und der Energiewende angeführt. In den Jahren 2006-2010 investierte Chile in zwei Wiederverdampfungsterminals, deren Gesamtkapazität mehr als 80% über der Kapazität des polnischen Gashafens in Świnoujście liegt. Dadurch kann Chile Gas aus den USA, Äquatorialguinea, Australien und Trindad und Tobago importieren.
Darüber hinaus hat Chile die Energie aus LNG genutzt, um zwischen 2010 und 2021 neue EE-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 8,5 GW zu bauen. Damit stieg die EE-Stromkapazität im chilenischen Energiesektor um 138%. Insgesamt deckt Chile 43,5% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen.
Arkadiusz Słomczyński i. A.