Polnische Forscher vom Exzellenzzentrum BRAINCITY, das am M. Nencki-Institut für experimentelle Biologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften tätig ist, haben einen langfristigen Zusammenhang zwischen frühen Störungen der Genexpression und Defiziten bei sozialen Interaktionen nachgewiesen.
Dr. Matylda Roszkowska und Mag. Anna Krysiak haben zusammen mit einem Forscherteam, das unter der Leitung von Prof. Katarzyna Kalita im Neurobiologie-Labor des BRAINCITY-Zentrums für neuronale Plastizität und Gehirnerkrankungen arbeitet, einen neuen Zusammenhang zwischen Störungen im Prozess des Lesens von in den Genen enthaltenen Informationen in der frühen Kindheit und späteren Defiziten im Sozialverhalten im Erwachsenenalter aufgezeigt, teilt die Stiftung für die polnische Wissenschaft mit.
Wie Dr. Matylda Roszkowska erklärt, gehören neurologische Entwicklungsstörungen zu einer komplexen Gruppe von Defiziten, die durch kognitive und soziale Störungen gekennzeichnet sind. Dazu gehören u. a. geistige Behinderung, Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS oder Schizophrenie. Zu den Ursachen gehören Anomalien in der Regulation der Genexpression, die während der Entwicklung des Nervensystems auftreten.
„Störungen in der Transkription, d. h. der Genfunktion, und folglich in der Proteinsynthese können zu Veränderungen in der Anzahl, der Struktur und der Funktionsweise der Verbindungen zwischen den Nervenzellen — den Synapsen — führen und damit eine der wichtigsten Eigenschaften des Gehirns — die Plastizität — beeinflussen”, fügt Dr. Roszkowska hinzu.
Forscher vom BRAINCITY haben gentechnisch veränderte Tiere verwendet, denen eines der Schlüsselproteine für die Regulierung der Genaktivität im Gehirn, d. h. ein Transkriptionsfaktor — der Serum-Response-Faktor (SRF) — entzogen wurde, um den Zusammenhang zwischen Veränderungen der Genexpression in frühen Stadien der neuronalen Entwicklung und späteren Verhaltensstörungen bei Erwachsenen zu untersuchen.
Studien an Nagetieren haben gezeigt, dass ein verminderter Gehalt an SRF-Protein das Sozialverhalten von Männchen und Weibchen beeinträchtigt. Unter anderem zeigten die Tiere Anzeichen von Sozialphobie und vermieden die Interaktion mit anderen Tieren im Käfig.
Adrian Andrzejewski