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Militärische Ausbildung für revisionistische Zionisten und spätere Irgun-Kämpfer in der Zweiten Polnischen Republik

von DignityNews.eu

Im Frühjahr 1939 bildeten polnische Spezialisten und Militäroffiziere in Andrychów bei Wadowice jüdische Revisionisten aus, die der Jugendorganisation Betar entstammten und später Führungskräfte und mutige Kämpfer der Irgun wurden. Menschen ohne militärische Ausbildung wurden zu Verschwörern und Soldaten, die für Israel kämpfen sollten. 

1923 wurde in Riga eine neue Organisation zionistischer Jugendlicher, Betar, gegründet, die aus jüdisch-nationalistischen Kreisen stammte und von dem charismatischen Aktivisten Wladimir Jabotinsky geleitet wurde. Im Gegensatz zur linksgerichteten Haganah, die ihre Ziele auf diplomatischem Wege zu erreichen suchte, befürworteten die Revisionisten einen bewaffneten Kampf zur Schaffung eines jüdischen Staates. 1934 zählte Betar rund 70 Tausend Mitglieder, von denen 40 Tausend im Polen der Zwischenkriegszeit lebten. Warschau wurde bald zum Hauptsitz der Organisation. Im Jahr 1939 lebten von den insgesamt 100 Tausend Betar-Mitgliedern etwa 75 Prozent in Polen.

In den Kreisen der jungen jüdischen Revisionisten entstand die Mode für körperliche Aktivität. Betar organisierte Sportaktivitäten, Gymnastik- und Boxgruppen und es wurden Mannschaftssportarten gespielt. Auch die berufliche Bildung, wie das Erlernen von Landwirtschaft oder Handwerk, war ein wichtiges Element. Zusätzlich zu Ausbildungsaktivitäten, die den Charakter der jüdischen Jugend im Geist des Patriotismus und der Vorrangstellung des Interesses der ganzen Nation vor dem Individualismus und Egoismus einzelner Individuen prägten, wurden paramilitärische Schulungen durchgeführt.

Die Programmdokumente von Betar ließen keinen Zweifel aufkommen: „Betar spricht sich ausdrucksvoll für die Idee einer Legion aus: Es verlangt von seinen Mitgliedern und sogar von allen jüdischen Jugendlichen, sich in der Technik des Waffengebrauchs zu üben (…)”. Betar suchte daher nach Orten und Wegen, um sich auf den Kampf um den jüdischen Staat vorzubereiten. So wurden Kontakte zu Italienern geknüpft, die in den 1930er Jahren in Civitta Vecchia revisionistische Jugendliche ausgebildet hatten. Es wurden ein Kurs für Piloten und eine Marineschulung durchgeführt. Die größte Unterstützung für die Idee der militärischen Ausbildung fanden die jüdischen Revisionisten jedoch bei den Behörden der Zweiten Polnischen Republik, die die Bedürfnisse der jüdischen Nationalisten erkannten und ab den 1930er Jahren beschlossen, sie aktiv, wenn auch heimlich und verdeckt von den Briten, zu unterstützen. 

Ältere Jugendliche von Betar, so genannte Kshishim, wurden mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahres Mitglieder der nach Wladimir Jabotinsky benannten Organisation Brit HaHayal, für die eine militärische Ausbildung vorgesehen war. Die Unterstützung für Betar und die Revisionisten seitens der polnischen Behörden erfolgte auf vielen Ebenen. Dies war die einzige Organisation der nationalen Minderheiten im Vorkriegspolen, die von der polnischen Armee ausgebildet wurde. 

Während der militärischen Ausbildung im Vorkriegspolen lernten die jungen Juden Schießen, Nahkampf, Sprengstoffbau, Grundsätze der Taktik und Kampfstrategie, Guerillakrieg, Verschwörung und Ablenkung. Gleichzeitig setzte sich die Regierung der Zweiten Polnischen Republik für die Erweiterung des jüdischen Territoriums um die Wüste Negev ein. Darüber hinaus stellten die polnischen Behörden den jüdischen Nationalisten, die Tausenden von polnischen Juden die Ausreise in den Nahen Osten ermöglichen wollten, erhebliche Mittel zur Verfügung. Grund dafür waren die Überbevölkerung der Städte im Vorkriegspolen und die jüdischen Bestrebungen, in Palästina einen unabhängigen Staat zu gründen. Wiktor Drymmer, ein polnischer Diplomat, der diese Aktion unterstützte, erinnerte sich: „1938 berief ich eine große Konferenz ein, zu der ich alle jüdischen Organisationen einlud (…) Man war sich einig, dass für die notwendige jüdische Auswanderung verschiedene Wege gesucht werden müssten.”

Die Zusammenarbeit der jüdischen Rechten mit der Sanacja-Regierung war auch auf die Erinnerung an ihren gemeinsamen Kampf in den polnischen Legionen während des Ersten Weltkriegs zurückzuführen, was einige polnische Juden dazu veranlasste, inspiriert vom polnischen Unabhängigkeitskampf, den Kampf für die Unabhängigkeit Israels zu unterstützen. Die Polnische Militärorganisation (Polska Organizacja Wojskowa) und die Polnischen Legionen wurden für Jabotinsky und Abraham Stern zum Vorbild für die Schaffung ihrer eigenen Kampfstrukturen, und eine ihrer am meisten verehrten Persönlichkeiten wurde Józef Piłsudski, bei dessen Begräbnis 1935 zahlreiche Betar-Mitglieder anwesend waren. Nach dem Tod des Marschalls brachte eine jüdische Delegation Erde aus Tel Haj in einer Urne und begrub sie feierlich auf dem Piłsudski-Hügel in Krakau. Diese Sympathien waren nicht nur auf die Ähnlichkeit der Idee der polnischen Legionen mit der der jüdischen Legion oder auf Piłsudskis wohlwollende Haltung gegenüber den Juden zurückzuführen, sondern auch — wie Revisionisten betonten — auf die Verdienste der polnischen Behörden um die angestrebte Wiederherstellung des jüdischen Staates. 

Die Behörden der Zweiten Polnischen Republik unterstützten die jüdischen Revisionisten inoffiziell und im Geheimen von Großbritannien, mit dem Polen 1939 ein Bündnis geschlossen hatte. Im Jahr 1939 schenkten die Polen den zionistischen Revisionisten eine große Menge an Waffen und Munition. Ein Teil der Waffen wurde nach Palästina transportiert. Leider war es aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nicht möglich, alles in den Nahen Osten zu exportieren, und die verbleibende Menge an Waffen und Munition wurde in einem versteckten Depot in Warschau gelagert. Während der Belagerung der Hauptstadt durch die Deutschen gab Lilia Strasman, die Irgun angehörte, Informationen über die Existenz dieser Waffen an General Walerian Czuma weiter, der die Verteidigung von Warschau befehligte. 

Die bei der Ausbildung in Polen erworbenen Fähigkeiten wurden von einigen jüdischen Nationalisten genutzt, als sie 1943 im Aufstand im Warschauer Ghetto kämpften und im Rahmen des Jüdischen Militärverbandes gegen die deutschen Besatzer zu den Waffen griffen. Den jüdischen Revisionisten kommt das Verdienst zu, ein neues Modell des standhaften und für seinen Staat und seine Unabhängigkeit kämpfenden Juden geschaffen zu haben. Das Ideal des Kampfes für einen unabhängigen jüdischen Staat, das der Jugend schon vor dem Zweiten Weltkrieg eingeimpft wurde, spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des neuen, starken Staates Israel.

 

 

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