Von den vielen Herrschern Polens hat nur einer in der Geschichte den Beinamen „der Große“ verdient. Er war der letzte Vertreter der Piasten-Dynastie, Kasimir, der 1333 in der Krakauer Kathedrale zum König gekrönt wurde. Während seiner Regierungszeit entwickelte sich Polen trotz einer schwierigen internationalen Ausgangslage (u. a. ein nicht beendeter Krieg mit dem Deutschen Orden und Ansprüche des Herrschers von Böhmen auf den polnischen Thron) zu einem starken Staat im mittelalterlichen Europa. Dies war dank seiner geschickten Außenpolitik und seinen Entscheidungen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes führten, möglich.
Dank dem Bündnis mit Ungarn, wo sein Schwager Karl Robert Herrscher war, gelang es ihm, die Beziehungen zu Böhmen zu normalisieren. Auf dem Kongress von Visegrad im Jahr 1335 verzichtete Johann von Luxemburg auf seinen Anspruch auf die polnische Krone. Der nächste Schritt war die Regelung der Beziehungen zum Deutschen Orden, die auf die Unterzeichnung des Friedensvertrags in Kalisz im Jahr 1343 folgte. Dank dieser Diplomatie konnte sich der polnische König auf den Anschluss des Fürstentums Galizien-Wolhynien an Polen konzentrieren. Dies war nach dem erbenlosen Tod von Fürst Bolesław Georg II. im Jahr 1340 möglich, der zwei Jahre zuvor seine Nachfolge dem König Kasimir dem Großen versprochen hatte. Der Höhepunkt einer wirksamen Außenpolitik und die Betonung der Rolle Polens war die Organisation eines Treffens der Monarchen in Krakau im Jahr 1364, an dem unter anderem Kaiser Karl IV. von Luxemburg, König Ludwig der Große von Ungarn, die Herrscher von Dänemark, Zypern und vielen anderen Ländern teilnahmen.
Kasimir war in internationalen Angelegenheiten ebenso effizient wie in der Innenpolitik. Zu seinen Errungenschaften auf diesem Gebiet gehörten eine Währungsreform, eine Verbesserung der Steuerpolitik sowie die Entwicklung von Handel und Bergbau. Der König unterstützte auch die Besiedlung, was zur Gründung zahlreicher neuer Städte und Dörfer führte. Außerdem wurden Dutzende von Schlössern gebaut. Im Jahr 1364, dem Jahr des Monarchenkongresses, wurde die Krakauer Akademie gegründet, die erste höhere Bildungseinrichtung auf polnischem Boden. Viele neue Siedler kamen nach Polen — Deutsche, Italiener, Juden, Armenier, Franzosen und viele andere. Um die Ansiedlung von Juden im Königreich Polen zu fördern, gewährte Kasimir der Große ihnen weitere Privilegien — das erste im Jahr 1334, welches das Statut von Kalisz von 1264 bestätigte und das zweite im Jahr 1364, das das Statut von Kalisz auf das ganze Land ausdehnte.