Polen werde schon im Mai keine russische Kohle mehr kaufen und bis Ende des Jahres kein Öl und Gas mehr aus Russland importieren — so die Ankündigung der Regierung, die als Reaktion auf die russische Aggression die polnische Energiepolitik bis 2040 dringend geändert hat und dabei der Energieunabhängigkeit des Landes und der beschleunigten Entwicklung erneuerbarer Energiequellen (EE) mehr Aufmerksamkeit widmet.
Aus den vom Energieforum zusammengestellten Daten geht hervor, dass Russland derzeit rund 55 Prozent der polnischen Gasimporte, 66 Prozent der Ölimporte und rund 75 Prozent der Kohleimporte abdeckt. Schätzungen zufolge hat Polen in den letzten 20 Jahren rund 900 Milliarden PLN für den Kauf russischer Energieressourcen ausgegeben.
Experten des Energieforums behaupten, dass Polen keinen Einfluss auf die globalen Gas-, Öl- und Kohlepreise habe, aber es könnte von externen Lieferungen unabhängig werden und statt fossiler Brennstoffe auf erneuerbare Quellen setzen, die „lokal und kostenlos” seien.
Die installierte Gesamtkapazität aller Stromquellen in Polen betrug im Januar 2022 56,4 GW, wovon 17,4 GW auf erneuerbare Energiequellen entfallen (30,8 %). Im Vergleich zum Januar 2021 gab es einen Anstieg um 37 %.
Die Struktur der installierten EE-Kapazität wird derzeit von der Photovoltaik dominiert. Im Januar 2022 belief sich die installierte Leistung von Solaranlagen auf mehr als 8 GW, was 47 % der gesamten Kapazität an erneuerbaren Energien entspricht. An zweiter Stelle steht die Windkraft mit einer installierten Kapazität von 7,1 GW, was 41 % der EE-Kapazität entspricht.
Die Analysten des Polnischen Wirtschaftsinstituts weisen jedoch darauf hin, dass das Potenzial der Photovoltaik in Polen, insbesondere in den südlichen Regionen, nicht voll ausgeschöpft werde. Obwohl die Sonneneinstrahlung in Polen fast zweimal kleiner ist wie in den südeuropäischen Ländern, war der Anteil der Solarenergie an der Stromerzeugung in Deutschland, einem Land mit ähnlichen Bedingungen wie Polen, Ende 2020 immer noch mehr als achtmal höher als in Polen.
Auch das Potenzial von Biogas ist in Polen noch nicht ausgeschöpft. Das führende Land in der Europäischen Union — Deutschland — produziert 33-mal mehr von diesem Brennstoff als Polen. Nach Schätzungen von Forschern der Naturwissenschaftlichen Universität Poznań bestehe bei der Verwendung von Substraten aus landwirtschaftlichen Abfällen (davon sind 58 % Biomethan) ein Potenzial von 31 TWh, was 18 % der derzeitigen polnischen Stromerzeugung entsprechen würde.
Adrian Andrzejewski i. A.