Strona główna » „Das Ideal… ist auf dem Bürgersteig angekommen”. Einer der größten polnischen Dichter wurde erst nach seinem Tod richtig geschätzt

„Das Ideal… ist auf dem Bürgersteig angekommen”. Einer der größten polnischen Dichter wurde erst nach seinem Tod richtig geschätzt

von Dignity News
Am 23. Mai 1883 starb Cyprian Kamil Norwid im Armenhaus Œuvre de Saint Casimir in Paris. Einsam und verarmt, wurde er von seinen Zeitgenossen zwar wahrgenommen, aber dennoch missverstanden, da er seiner Zeit voraus war. Seine Werke (zu den bekanntesten gehören „Pielgrzym” (dt. Pilger), „Bema pamięci żałobny rapsod” (dt. Eine Begräbnis-Rhapsodie zum Gedenken an General Bem), „Pieśń od ziemi naszej” (dt. Ein Lied von unserem Land), „Do kraju tego…” (dt. In dieses Land…) oder „Fortepian Szopena” (dt. Chopins Klavier) erweckten erst in späteren Zeiten Bewunderung.

Norwid wurde am 24. September 1821 im Landgut Laskowo – Głuchy geboren. Sein Vater arbeitete für die Magnatenfamilie Radziwiłł des Wappens Trąby. Cyprian Kamil besuchte ein Gymnasium in Warschau und lernte anschließend Malerei und Zeichnen. Ab 1842 hielt er sich im Ausland auf, hauptsächlich in Frankreich, aber auch in Deutschland, Italien, Belgien und den Vereinigten Staaten. Obwohl er mit zunehmenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte (er litt u. a. an Tuberkulose), versuchte er, aktiv an wichtigen Ereignissen wie dem Völkerfrühling, dem Krimkrieg und dem Januaraufstand teilzunehmen. Er schrieb viel und versuchte mit wechselndem Erfolg, Unterstützung von den reichsten Vertretern der polnischen Emigration zu erhalten. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in einem Armenhaus.

In der Zeit Norwids nahm der für die polnische Kultur charakteristische Begriff des „Nationaldichters” Gestalt an. Die polnische Elite erlag der für die Romantik charakteristischen Mode des Mystizismus. „Gefühl und Glaube” wurden höher geschätzt als Verstand und Erfahrung („Die Linsen und das Auge des Weisen” aus dem Gedicht von Adam Mickiewicz Die Romantik). Der Nationaldichter sollte ein Dichter-Prophet sein, ein geistiger Führer der geteilten Nation, verantwortlich für ihr Schicksal, der ihre Vergangenheit versteht und ihre Zukunft voraussagt. Zu den Nationaldichtern gehörten Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki und Zygmunt Krasiński. Auch Norwid wurde in Salongesprächen diskutiert. Einige Kenner der polnischen Romantik behaupten, dass auch er diesen Ehrentitel erhalten hätte, wenn man sich nicht so sehr an den Grundsatz des Mystizismus „omne trinum perfectum” (jede Dreifaltigkeit ist vollkommen) gehalten hätte.

Norwid wurde erst an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert richtig geschätzt. Interessanterweise erlebte das Werk des Dichters in der Zeit des Kommunismus eine weitere Renaissance. Norwid wurde nicht nur für Kulturschaffende, sondern auch für Wissenschaftler zur Inspiration. Nach 1989 wurde an der Katholischen Universität Lublin eine Abteilung für das Studium des Werks von Norwid eingerichtet, und eines der Universitätsgebäude erhielt den Namen Collegium Norwidianum. Bis heute inspiriert das Werk von Cyprian Kamil Norwid polnische Künstler.

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