Das Skarbek-Theater in Lemberg ist ein einzigartiges Beispiel klassischer Architektur, dessen Errichtung der Großzügigkeit des polnischen Grafen Stanislaw Skarbek zu verdanken ist. Es wurde am 28. März 1842 eröffnet und blieb bis zu seiner Schließung im Jahr 1900 fast sechs Jahrzehnte lang ein wichtiger Punkt auf der kulturellen Landkarte der Stadt.
Der Bau des Gebäudes unter der Leitung von Johann Salzmann und Ludwig Pichl dauerte fünf Jahre. Das Theater wuchs auf den Fundamenten der ehemaligen Bastionen und wurde auf 16 Tausend Eichenstämmen gestützt, was die außerordentliche Sorgfalt beweist, mit der die Dauerhaftigkeit des Baus gewährleistet wurde. Bei seiner Eröffnung war das Gebäude mit einem Zuschauerraum für 1460 Personen das größte Theater in Europa. Neben seiner Funktion als Theater bot das Gebäude Platz für ein Hotel mit rund 300 Zimmern, Geschäfte, Büros, Cafés und Konferenzräume und sogar Wohnungen für Persönlichkeiten wie Artur Grottger und Juliusz Kossak.
Graf Skarbek als Stifter steckte nicht nur sein Vermögen in den Bau des Theaters, sondern sorgte auch für dessen Zukunft, indem er eine Stiftung für pensionierte Schauspieler und Regisseure gründete und das Gebäude der Stadt für einen Zeitraum von fünfzig Jahren mietfrei überließ. Am Ende dieses Zeitraums war die Stadt verpflichtet, eine jährliche Miete von 17.000 Gulden zu zahlen.
Die Anfangsjahre des Theaters waren geprägt von der Anforderung, auf Druck der Teilungsbehörden Stücke in deutscher Sprache aufzuführen. Im 18. Jahrhundert hat nämlich Polen seine Unabhängigkeit durch die von Russland, Preußen und Österreich gewaltsam durchgeführten Teilungen verloren. Lemberg wurde Teil des österreichischen Teilungsgebiets. Ab 1871, nachdem Galizien seine Autonomie erlangt hatte, arbeitete das Theater ausschließlich mit einem polnischen Ensemble. Im Jahr 1872 kam eine Opern- und Operettenbühne hinzu, die einzige in Galizien, mit Gastauftritten von Künstlern wie Ferenc Liszt und Niccolò Paganini.
1898 wurde angesichts des Wertverlustes und des Alterns des Skarbek-Theaters die Entscheidung getroffen, ein neues Gebäude zu bauen, das schließlich das alte Gebäude ersetzte. Heute ist in dem historischen Gebäude das ukrainische Marija-Sankowezka-Theater untergebracht.