Strona główna » Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte — eine Oppositionsorganisation im kommunistischen Polen

Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte — eine Oppositionsorganisation im kommunistischen Polen

von DignityNews.eu

Am 25. März 1977 wurde in Warschau der „Appell an die polnische Gesellschaft” unterzeichnet. Er gilt als Gründungsdokument der Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (poln. Ruch Obrony Praw Człowieka i Obywatela, ROPCiO) — einer Oppositionsorganisation, die neben dem Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (poln. Komitet Obrony Robotników, KOR) im kommunistischen Polen vor der Entstehung der „Solidarność” aktiv war.

Die kommunistischen Behörden in Polen haben nach den Ereignissen vom Juni 1976 mit brutalen Repressionen gegen die Teilnehmer begonnen. Dies wurde mit einer für die Kommunisten unerwarteten Hilfskampagne für die Oppositionellen beantwortet. Sie bestand aus juristischen Maßnahmen, finanzieller und medizinischer Unterstützung. Diese Hilfe hatte einen Bottom-up-Charakter, der mit der Gründung des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (KOR) im September 1976 eine organisierte Form annahm. 

Im Frühjahr 1977 entstanden in Polen neben dem KOR weitere gegen die kommunistischen Behörden oppositionellen Struktuten, nämlich die Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte. In ihren Reihen finden sich Vertreter der Unabhängigkeitskreise aus der Zeit der Zweiten Polnischen Republik, Soldaten der Heimatarmee, politische Gefangene und Aktivisten der 1970 aufgelösten Untergrundorganisation „Ruch”. Zu den Forderungen des „Appells” zählten die Unterzeichner neben Fragen der Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte auch die vollständige Wiederherstellung der Unabhängigkeit Polens, einschließlich der Abschaffung der Abhängigkeit von der Sowjetunion.

Nach seiner Unterzeichnung wurde der Appell dem Marschall des Parlaments des kommunistischen Polens sowie dem polnischen Primas, Kardinal Stefan Wyszyński, übergeben, und auch ausländische Journalisten wurden über den Appell informiert. Interessanterweise hatte ROPCiO keine internen Strukturen oder Behörden. Eine gewisse repräsentative Funktion wurde von zwei Sprechern wahrgenommen: Andrzej Czuma und Leszek Moczulski. 

Bald wurden im ganzen Land Beratungsstellen der Organisation eingerichtet (u. a. in Warschau, Łódź, Katowice, Lublin und Gdańsk). Die Mitglieder von ROPCiO gaben Zeitschriften heraus („Opinia”, „Gospodarz” u. a.) und organisierten Veranstaltungen, z. B. anlässlich des 60. Jahrestags der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens im Jahr 1978. Sie nahmen auch Einfluss auf die Bildung von freien, von den Kommunisten unabhängigen Gewerkschaften (Schlesien und Danzig). Im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten wurden die Teilnehmer von ROPCiO von den kommunistischen Behörden unterdrückt (Verhaftungen, Entlassungen usw.).

 

 

Das könnte dir auch gefallen