Pfadfinder, Soldat, Publizist, Sozialist. Am 5. Januar 1901 wurde Adam Ciołkosz, einer der Führer der Polnischen Sozialistischen Partei (Polska Partia Socjalistyczna) und ein unnachgiebiger Antikommunist, in Krakau geboren.
Er wuchs in einer patriotischen Familie auf, in der die Erinnerung an den Januaraufstand, an dem sein Großvater teilgenommen hatte, hochgehalten wurde. Schon in jungen Jahren engagierte er sich in der Pfadfinderbewegung. Im September 1918 organisierte er eine Pfadfindergruppe mit dem Namen „Pogotowie Narodowe” (dt. Nationaler Notdienst) und half den Mitgliedern der Polnischen Militärorganisation (Polska Organizacja Wojskowa) bei der Entwaffnung der österreichischen Stellungen, woraufhin er an den Kämpfen um Lemberg teilnahm.
Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges kämpfte er bei der Verteidigung von Grodno, Vilnius und Warschau und wurde in der Schlacht von Niemen verwundet. Als Teilnehmer am Dritten Schlesischen Aufstand nahm er an dem Sturm auf den Annaberg teil, wofür er mit dem Kreuz am schlesischen Band für Tapferkeit und Verdienst ausgezeichnet wurde.
Während seines Studiums an der Fakultät für Recht und Verwaltung der Jagiellonen-Universität Krakau schloss er sich der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) an und wurde bald Redakteur der Tageszeitung „Naprzód”. Im Jahr 1928, als er 27 Jahre alt war, wurde er bei den Parlamentswahlen von der Liste der PPS zum Abgeordneten gewählt. Im November 1930 wurde er erneut in den Sejm gewählt. Diesmal kandidierte er jedoch für die Liste Centrolew, obwohl er zu diesem Zeitpunkt in der Festung Brest inhaftiert war. Als erklärter politischer Gegner des herrschenden Lagers wurde er zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blieb Ciołkosz im Exil und leitete die Exilstrukturen der PPS in Großbritannien mit. Von 1940 bis 1941 war er Mitglied des Nationalrats der Republik Polen — eines beratenden und meinungsbildenden Gremiums des Präsidenten und der polnischen Exilregierung. Er widersetzte sich den Beschlüssen der Konferenz von Jalta (1945) und forderte wirklich freie und demokratische Parlamentswahlen in Polen. Er bemühte sich um Wirtschaftshilfe für das Land und strebte eine möglichst weitgehende Integration Polens in den Westen an. Bis zum Ende seiner Tage betrachtete er das kommunistische System als eine ideologische Degeneration und behauptete, dass „Sozialisten jede Diktatur ablehnen, einschließlich der Diktatur des Proletariats, die in der Praxis die Form der Diktatur der kommunistischen Partei annimmt (…), die die Herrschaft der Bürokratie und der ‚Apparatschiks‘ der herrschenden Monopartei schützt”. Seine kompromisslose Haltung brachte ihm einen Platz auf der Liste der Publizisten ein, deren Artikel während der kommunistischen Ära gänzlich verboten wurden.
Er starb am 1. Oktober 1978 in London.