Bis zum 18. September 2022 zeigt das Literaturmuseum auf dem Warschauer Altstädter Ring die Ausstellung „Słowacki im Libanon”. Am Samstag, dem 9. Juli, lädt das Museum zu einer kuratorischen Führung durch die Ausstellung ein. Agnieszka Papieska, Kuratorin, wird über die Ausstellung sprechen.
„Die Reise von Juliusz Słowacki in den Nahen Osten, die in seiner existenziellen Krise begann und im Kloster des Heiligen Antonius in Ghazir endete, ist eine wenig bekannte Tatsache in der Biografie des Dichters. Es war jedoch die Reise in den Libanon, die ihn als Mensch und Künstler veränderte”, heißt es im Ausstellungskatalog, der die Geschichte von Juliusz Słowackis innerer Reise und spiritueller Transformation erzählt, vor deren Hintergrund das das Poem „Anhelli” entstand.
Słowacki brach im August 1836 von Neapel aus zu seiner Reise auf. Seine Route führte durch Griechenland, Ägypten, Palästina und Syrien. Er erreichte den Libanon zu Pferd, sah die Ruinen von Baalbek und kam in Beirut an. Während seiner Reisen schrieb und zeichnete er. Skizzen und Manuskripte von Werken füllten die Seiten von zwei Notizbüchern: „Zeichenalbum aus einer Reise in den Osten” und „Raptularz wschodni”(dt. Östliches Tagebuch), der bis vor kurzem als verschollen galt, erinnert das Warschauer Literaturmuseum.
Im Februar 1837 kam Słowacki in das Kloster des Heiligen Antonius in Ghazir (bekannt als Betcheshban), wo er Arabisch lernte und mehrere Wochen bei den Mönchen verbrachte. Dort entwarf er die erste Fassung des Poems „Anhelli” und schuf eine der Figuren des Werks, den Engel Eloe, nach Legenden, die er von den Mönchen gehört hatte.
Sein Aufenthalt im Kloster Ghazir war für den Dichter eine Zeit der Meditation und spirituellen Transformation. Im Juni 1837 war Słowackis Reise zu Ende. Ein Jahr später wurde „Anhelli” in Paris veröffentlicht, die Frucht seines Aufenthalts in einem libanesischen Kloster und ein Zeugnis seiner Faszination für Dantes „Göttliche Komödie”, aus der die strukturelle Idee des Poems stammt: die Reise des Meisters (Schamane) und des Schülers (Anhelli) durch die Kreise der Hölle.
Adrian Andrzejewski