Piotr Choynowski war ein zu seiner Zeit sehr bekannter, heute etwas in Vergessenheit geratener Schriftsteller, der in seinen Werken die polnische Elite in entscheidenden Momenten der Geschichte (Januaraufstand, Revolution von 1905, polnisch-bolschewistischer Krieg) und ihren Alltag zu Beginn des 20. Jahrhunderts und in der Zwischenkriegszeit schilderte.
Ausgehend von seinen eigenen Erinnerungen beschrieb P. Choynowski auch die Welt der Kinder aus Landadelsfamilien. Wie sahen die Ferien auf dem Landsitz eines Adligen aus?
Jedes Jahr kamen Scharen von Kindern nach Danków. (…) Jedes Frühjahr kündigten Briefe von nahen und fernen Verwandten der Tante Marynia die baldige Ankunft von Kindern unterschiedlichen Alters an, und zwar immer „mit Nachprüfungen” oder „ohne Versetzung” („Kij w mrowisko” 1923).
Für diese „Lausbuben” und „Sturköpfe” wurde in den Ferien ein Tutor eingestellt. Von Montagmorgen bis Samstagmittag genoss er bei den Schülern kein hohes Ansehen. Die Jungen zogen es vor, in den örtlichen Obstgärten Birnen zu stehlen, auf die höchsten Lindenbäume zu klettern, Indianer zu spielen oder sogar mit den aus dem Büro des Hausherrn gestohlenen Pistolen zu „schießen” (was als geringeres Vergehen angesehen wurde als der Versuch, der Gouvernante einen Heiratsantrag zu machen). Doch am Samstagnachmittag wuchs der Respekt vor dem Lehrer schnell. Der Grund dafür war, dass er an diesem Tag dem Gutsverwalter sagte, „was fällig war”, d. h. wer mehr und wer weniger bestraft werden sollte, aber immer „auf väterliche Weise”, mit einer Rute… Diese schmerzhaften Erfahrungen waren jedoch bald vergessen, vor allem, wenn die Tante einen Teller Himbeeren oder Heidelbeeren als Trost anbot.
Die Schilderung eines Sommers auf einem Landgut von Piotr Choynowski erinnert an die Werke von Kornel Makuszyński. Die Werke dieser Autoren zeugen — neben anderen Zeugnissen — von der lang andauernden polnischen Adelskultur. Wie der Historiker und Journalist Michał Rolle (1865-1932) in Erinnerung ruft, war es aufgrund der familiären, nachbarschaftlichen und sozialen Bindungen des Landadels möglich, frei (fast ohne Geld), wie man damals sagte, mit einer „Riemendeichsel” (langsam reisen) von einem Ende der polnischen Gebiete zum anderen zu reisen und die Gastfreundschaft der aufeinanderfolgenden Herrenhäuser zu nutzen. So konnten ältere Schüler und Studenten unvergessliche Ferien verbringen.