In der Zwischenkriegszeit gaben zionistische Kreise zwei Publikationsreihen für kleine Leser heraus — „Awiw” und „Biblioteka Palestyńska” („Palästinensische Bibliothek”). Die erste wurde zwischen 1930 und 1935 veröffentlicht. Die beiden waren ein interessantes Beispiel für die Verbreitung zionistischer Propaganda unter polnischsprachigen jüdischen Kindern.
„Awiw” wurde von zionistischen Kreisen in Lemberg, die mit der dort erscheinenden Tageszeitung „Chwila“ verbunden waren, gedruckt. Betty Feuerman, Lehrerin und Bibliothekarin an den Lemberger Frauengymnasien und Generalsekretärin der WIZO (Women’s International Zionist Organization) Lemberg, schrieb über die Gründe für die Entstehung dieser Initiative: „Leider ist es uns trotz der jahrelangen Bemühungen der Pioniere der Hebraisierung noch nicht gelungen, eine lokale Masse junger Leser zu schaffen, die ein Verständnis für und Interesse an hebräischen Büchern haben. Die mangelnden Hebräischkenntnisse unserer Kinder erlauben es ihnen im Allgemeinen nicht, die Vergangenheit unseres Volkes aus erster Hand zu erfahren”.
Die Initiatoren der Serie waren Aktivistinnen des 1908 gegründeten Kreises jüdischer Frauen. Es war, wie Maria Antosik-Piela betont, einer der dynamischsten Frauenvereine in Galizien.
Die Frauen warben für ihre Idee, indem sie in der Beilage der Tageszeitung „Chwila” mit dem Titel „Głos Kobiet” („Frauenstimme”) Anzeigen für Wettbewerbe für Novellen oder historische Geschichten, deren Thema Palästina sein sollte, platzierten.
Auf die Anzeigen reagierten unter anderem Dr. Sulamit Karlówna, eine bekannte soziale Aktivistin aus Lemberg, und die junge Dichterin Anda Eker. Erstere erwies sich als besonders produktiv. Sie bereitete vier Bände der Reihe vor, meist zu historischen Themen. Es ist bezeichnend, dass letztere nur auf Polnisch schrieb, wenig Hebräisch konnte, obwohl sie einige Zeit in Palästina lebte, und überhaupt kein Jiddisch sprach.
Thematisch war die Serie sehr vielfältig. Man befasste sich natürlich mit biblischen Themen, schilderte aber auch die Aktivitäten zionistischer Organisationen in Polen und schrieb z. B. über das Phänomen der so genannten Farm im Warschauer Stadtteil Grochów, wo junge Menschen aus dem ganzen Land Landwirtschaft und Viehzucht lernten, bevor sie nach Palästina auswanderten.
In der Kurzgeschichte „Ludzie są dobrzy” („Die Menschen sind gut”) (1938) von Jerzy Korczak hieß es: „Ein Pflug ist wichtiger als ein Stift, ein gepflügtes Land ist wertvoller als ein geschriebenes Papier”. Dieser Satz spiegelt gut die Ziele wider, die sich die jüdische Intelligenz jener Zeit für die junge Generation setzte. Schließlich ging es um die Schaffung einer neuen Heimat in Palästina.