Die Leistungen von Julian Klaczko (eigentlich Jehuda Lejb, 1825-1906) auf dem Gebiet der polnischen Kultur sind heute völlig vergessen. Viele Forscher waren besonders von seiner glänzenden und außergewöhnlichen europäischen Karriere fasziniert. Wie kam es, dass der Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus Vilnius nicht nur ein berühmter Vertreter der polnischen Romantik wurde und sich bei den Lesern der bedeutendsten französischen Zeitschriften der 1860er Jahre großer Beliebtheit erfreute, sondern auch der berühmteste Verfechter der polnischen Sache in der europäischen Publizistik jener Generation war?
Klaczko wurde in einer jüdischen Familie geboren, die die Tradition der Haskalah vertrat. In die polnische Kultur eingetaucht, begann er sein Studium in Königsberg und Heidelberg. Aus Patriotismus und Liebe zu Polen beteiligte er sich am Großpolnischen Aufstand (1848) und freundete sich mit dessen Anführer Dezyder Chłapowski an. Als der Aufstand zusammenbrach, ging er nach Paris, wo er sich im Hotel Lambert engagierte. In dieser Gruppe schlossen sich polnische Emigranten nach dem Scheitern des antirussischen Novemberaufstands (1831) zusammen. Das Hôtel Lambert, das der Gruppe ihren Namen gab, wurde vor allem von der aufstrebenden, wohlhabenden Intelligenz der damaligen Zeit besucht. In diesem Kreis trafen sich vor allem Katholiken mit konservativen Überzeugungen. Unter dem Einfluss der Atmosphäre dieses Ortes ließ sich Klaczko taufen und freundete sich mit dem Bischof von Kujawien und Kalisz, Józef Szczepan Koźmian, an.
Klaczko begann seine Karriere durch die Zusammenarbeit mit der populären französischen Zeitung „Revue des Deux Mondes”. Er veröffentlichte dort Artikel über polnische Literatur und beteiligte sich gleichzeitig an der Herausgabe der Schriften von Adam Mickiewicz. Er übersetzte seine Werke auch ins Hebräische. Dank der Anerkennung der französischen Leser wurde er Mitglied der Französischen Akademie.
Als der Januaraufstand auf polnischem Boden ausbrach (1863), engagierte er sich auf diplomatischer Ebene für die polnische Sache. Trotz der Niederlage der Aufständischen setzte er sich weiterhin für die polnische Unabhängigkeit ein. Er ging nach Galizien, wo er 1870 zum österreichischen Hofrat im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten ernannt wurde. In dieser Funktion versuchte er, die europäische Politik in der polnischen Frage zu beeinflussen. Als seine Ziele nicht die erwarteten Ergebnisse brachten, begann er um 1888, Aufsätze über Kunst zu schreiben und wurde Mitglied der Krakauer Akademie der Gelehrsamkeit.
Einigen polnischen Forschern zufolge war Klaczko einer der herausragendsten Denker des 19. Jahrhunderts in Europa. Er wurde auf dem Rakowicki-Friedhof in Krakau beigesetzt.