Im Juni 2022 jähren sich der 100. Geburtstag und der 39. Todestag von Miron Białoszewski – Dichter, Prosaist, Dramatiker und Theaterschauspieler. Der Stadtrat von Warschau erklärte das Jahr 2022 zum Jahr von Miron Białoszewski.
„Der Rat der Stadt Warschau möchte diesen herausragenden Warschauer würdigen, indem er das Jahr 2022 zum Jahr von Miron Białoszewski erklärt. Wenn irgendeine Stadt Białoszewski auf diese Weise ehren sollte, dann nur Warschau”, betonten die Ratsmitglieder in ihrem einstimmig angenommenen Standpunkt.
Viele Leser verbinden Białoszewski vor allem mit dem Prosawerk „Pamiętnik z powstania warszawskiego” (deutsche Übersetzung von E. Kinsky: Nur das was war: Erinnerungen aus dem Warschauer Aufstand). Das Werk ist ein Bild des Grauens des Warschauer Aufstands aus der Sicht der Zivilbevölkerung, in dem sich Freude mit Tragik mischt und das Überstehen der Härte des Alltags das Heldentum bedeutet, weit entfernt von jedem lyrischen Pathos. Eines der charakteristischen Merkmale von Białoszewskis Poesie ist das „Fotografieren” der Realität, der menschlichen Gefühle und Verhaltensweisen.
„Die Sprache von Białoszewskis Gedichten ist oft entgleist, gestört durch Fehler oder Ungeschicklichkeit, Kauderwelsch, Versprecher und zufälligeWortverbindungen, Trägheit und Automatismus. Der Autor bezog sich oft auf die gesprochene, umgangssprachliche und kindliche Sprache. Sein Werk ist wie eine ungestellte Fotografie der Warschauer Bevölkerung der 1940er, 1950er, 1960er und 1970er Jahre, oft vielleicht nicht schön, aber immer wahr und daher faszinierend interessant”, heißt es in der Begründung auf der Website des Warschauer Rathauses.
Sein ganzes Leben lang blieb Białoszewski ein „eigenständiger Dichter”, den die Kritiker in keine Schublade, die seine Zugehörigkeit zu einer künstlerischen Gruppe oder Strömung definiert, stecken konnten. Obwohl er der Kriegsgeneration (u. a. Krzysztof Kamil Baczyński, Tadeusz Różewicz, Zbigniew Herbert und Tadeusz Gajcy) angehörte, unterschied er sich in der Poetik seines Werks erheblich von ihnen.
Arkadiusz Słomczyński