Roman Abraham verbrachte den größten Teil seines Lebens in der polnischen Armee. Er nahm an der Verteidigung von Lemberg, am Polnisch-Bolschewistischen Krieg und am Verteidigungskrieg 1939 teil. Er unterstützte auch die schlesischen Aufständischen.
Der zukünftige Offizier wurde am 28. Februar 1891 in Lemberg geboren. Als Sohn eines Juraprofessors erhielt er eine gute Ausbildung, die mit einem Doktortitel in Jura und politischen Kenntnissen abschloss. Er engagierte sich in den in Lemberg tätigen polnischen Organisationen — dem Bund der Polnischen Jugend „Zet” und den Bartosz-Truppen (Drużyny Bartoszowe). Im Ersten Weltkrieg kämpfte Abraham an den meisten Fronten, an denen die habsburgische Armee kämpfte, wurde zum Leutnant der Kavallerie befördert und absolvierte einen einjährigen Lehrgang an der Kavallerieschule in Wels.
1918 trat er in Lemberg den Polnischen Militärkadern (Polskie Kadry Wojskowe) bei, einer geheimen Organisation, in der polnische Offiziere, die in den Armeen der Teilungsmächte dienten, zusammengeschlossen waren. Bereits am 1. November, unmittelbar nach der Besetzung dieser polnischen Stadt durch die Ukrainer, nahm er mit der von ihm organisierten Einheit einen gewagten Kampf auf. Am 3. November gelang es ihm, den „Hinrichtungsberg” (Góra Stracenia) einzunehmen, der zu einem Schlüsselpunkt der Verteidigung von Lemberg wurde. Der Ort wurde von Abrahams Soldaten trotz des heftigen Beschusses durch den Feind, einschließlich Artilleriefeuer, gehalten. Der Leutnant selbst wurde an der Hand getroffen.
In der Zwischenzeit bildete er aus seinen Soldaten eine Einheit mit der Bezeichnung „Straceńcy”, die an zahlreichen Angriffen auf den Feind teilnahm. Zu dieser Einheit gehörte auch der jüngste Träger des Ordens „Virtuti Militari” — Antoni Petrykiewicz. Während des Krieges mit den Sowjets im Jahr 1920 organisierte Abraham nach einer kurzen Episode in der 59. Fliegerstaffel eine Gruppe, die hauptsächlich aus ehemaligen Mitglieder der Einheit „Straceńcy” bestand. An ihrer Spitze schlug er den Feind bei Horodyszcze und Chodaczów, wo er verwundet wurde und die Einheit von einer Bahre aus kommandierte. Ein Jahr später, bereits als Oberstleutnant, machte er sich auf den Weg nach Oberschlesien, wo er Kontakte zu künftigen Aufständischen knüpfen sollte. Anschließend transportierte er Waffen und Freiwillige über die Grenze, um den dritten schlesischen Aufstand zu unterstützen.
Während des Verteidigungskriegs 1939 befehligte er im Rang eines Brigadegenerals die Großpolnische Kavallerie-Brigade. Er war berühmt für seinen Vorstoß in das feindliche Gebiet und kämpfte dann bei Bojanowo, Łęczyca und nahm an der Schlacht an der Bzura teil. Abraham befehligte seine Untergebenen geschickt und riskierte dabei manchmal sein eigenes Leben. Am 15. September übernahm er das Kommando über die Kavallerie-Einsatzgruppe, mit der ihm der Durchbruch nach Warschau gelang. Dort befehligte er die Sammel-Kavallerie-Brigade (Zbiorcza Brygada Kawalerii), die die Hauptstadt bis zur Kapitulation verteidigte. Der General selbst wurde schwer verletzt und landete im Krankenhaus.
Am 15. Oktober wurde er in das Hauptquartier der Gestapo gebracht und anschließend in der Zitadelle von Poznań und in zahlreichen Offizierslagern inhaftiert, aus denen er zu fliehen versuchte. Nach dem Krieg kehrte er nach Polen zurück, wo er sich in der Veteranenarbeit engagierte. Er wurde vom Sicherheitsbüro überwacht. Abraham starb am 26. August 1976 in Warschau.