In der Zwischenkriegszeit war Polen eines der wenigen Länder mit einer sich rasch entwickelnden Luftfahrtindustrie. Interessant ist, dass unter den produzierten Flugzeugen die einheimischen Entwürfe schon bald führend wurden und in der ganzen Welt Anerkennung fanden. Einer der vielen hoch angesehenen Konstrukteure war Zygmunt Puławski.
Er wurde am 24. Oktober 1901 in Lublin geboren, wo er sein Abitur am Vetter-Gymnasium ablegte. Er war ein vorbildlicher Schüler und engagierte sich auch in der Pfadfinderbewegung. Kurz nach seinem Abitur im August 1920 meldete er sich zu einem freiwilligen Pfadfinderbataillon und nahm am Polnisch-Sowjetischen Krieg teil. Im Herbst desselben Jahres schrieb er sich an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Warschau ein. Während seines Studiums gab er Nachhilfe. Außerdem fand er Zeit für seine sportlichen Interessen und für das Erlernen von Fremdsprachen: Englisch, Französisch und Deutsch. Das Studium bereitete ihm keine Probleme. Dann entdeckte und entwickelte er seine Leidenschaft — die Luftfahrt.
In dieser Zeit entstanden seine ersten Entwürfe: das Segelflugzeug SL-3 und das Flugzeug „Skaut”, das 1925 bei einem Wettbewerb des Militärministeriums ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr schloss er sein Studium ab und wurde für ein Praktikum nach Frankreich geschickt. Nach dessen Abschluss leistete er seinen Militärdienst ab und erwarb seine Pilotenlizenz.
Im Jahr 1927 wurde Puławski als Chefkonstrukteur bei Państwowe Zakłady Lotnicze (PZL) in Warschau eingestellt. Ein Jahr später legte er den Vorentwurf des Kampfflugzeugs P-1 vor, bei dem erstmals der so genannte „Puławski-Flügel” (auch Polnischer Flügel), d. h. eine spezielle Tragflächenform die einem Möwenflügel ähnelt und die Sicht des Piloten erheblich verbessert, und das so genannte Scherenfahrwerk, das Start und Landung unter Feldbedingungen ermöglicht, zum Einsatz kamen. Die Konstruktion wurde von Puławski weiterentwickelt, und das nächste Flugzeug, die P-6, ging 1931 als Sieger aus einem internationalen Wettbewerb hervor und begeisterte die Luftfahrtexperten. Die nach Puławskis Tod entwickelten Nachfolgemodelle P-7 und P-11 gingen in Serie und bildeten bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs das Rückgrat der polnischen Luftstreitkräfte.
Zur gleichen Zeit entwarf Zygmunt Puławski ein Wasserflugzeug, die P-12. Leider stürzte die vom Konstrukteur gesteuerte Maschine bei einem Flug am 21. März 1931 in Warschau ab. Er wurde auf dem Friedhof an der Lipowa-Straße in seiner Heimatstadt Lublin beigesetzt.