Nach Ansicht von Ökonomen der Bank BNP Paribas werde der Leitzins der Narodowy Bank Polski (NBP) schließlich auf 8 Prozent steigen, was fast doppelt so viel ist wie heute. Auch die Wirtschaftsexperten der Bank ING sagen einen Anstieg voraus. Folgt der Erhöhung der Zinssätze der Anstieg der WIBOR-Sätze, so werden sich die Hypothekenraten um ein Drittel erhöhen.
„Wir heben unsere Prognose für den Referenzzins der NBP an und gehen davon aus, dass er am Ende des laufenden Zinserhöhungszyklus 8 Prozent erreichen wird, gegenüber den bisher erwarteten 6,5 Prozent”, so die Ökonomen der BNP Paribas.
Die Experten der Bank begründen ihre Änderung der Prognosen mit der so genannten Lohn-Preis-Spirale. Nach den jüngsten Daten des Statistischen Zentralamts von Polen (GUS) stiegen die Durchschnittslöhne in den Unternehmen im Jahresvergleich um 12,4 %, während Experten einen Zuwachs von knapp über 10 % erwartet hatten. Gleichzeitig lag die Inflation im Jahresvergleich bei 11 Prozent.
Nach sieben Zinserhöhungen durch den Rat für Geldpolitik liegt der Leitzins der NBP — der Referenzzins — bei 4,5 %. Die letzte Zinserhöhung nahm der Rat für Geldpolitik Anfang April vor und erhöhte ihn um 100 Basispunkte.
„Der Hauptgrund dafür ist die Lohn-Preis-Spirale, bei der hohen Wirtschaftstätigkeit zu Beginn des Jahres und der Aussicht auf eine Lockerung der Finanzpolitik. Dies wird unserer Meinung nach den Rat für Geldpolitik dazu veranlassen, die geldpolitischen Parameter noch aggressiver zu straffen”, schreiben die Ökonomen von BNP Paribas auf Twitter.
Die Prognose von BNP Paribas ist die erste Schätzung einer derart hohen Zinserhöhung. Aber die Markterwartungen sind nicht viel schwächer. Nach den Bewertungen von Forward Rate Agreements (FRAs), bei denen Anleger auf die Höhe der künftigen Zinssätze wetten, liegt das Zielniveau bei etwa 7 Prozent.
Die Wirtschaftsexperten der Bank ING gehen davon aus, dass der Rat für Geldpolitik die Zinssätze auf 7,5 % anheben werde, was auf die Lohnwachstumsrate zurückzuführen sei, die über der Inflation liege. Laut ING werde der Rat die Zinsen bereits im Mai um 100 Basispunkte anheben. Dies wäre der zweite so starke Anstieg in Folge.
Diese Entscheidung wird zu höheren Kreditraten führen. Die meisten von polnischen Banken gewährten Kredite haben variable Zinssätze, die auf den WIBOR-Sätzen basieren, welche die Zinsänderungen der Zentralbank genau widerspiegeln.
Berechnungen zeigen, dass die Rate für ein Beispielsdarlehen in Höhe von 350.000 PLN, das im September 2021 für 25 Jahre gewährt wurde, nach dem aktuellen WIBOR-Anstieg von etwa 1582 PLN auf 2750 PLN gestiegen ist. Sollte das von den Banken diskutierte Szenario eintreten, würde die Rate um weitere 861 PLN auf 3611 PLN pro Monat steigen.
Arkadiusz Słomczyński i. A.