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Wie der Kanon der polnischen historischen Lieder entstand

von Dignity News

Zu den Initiativen der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (Towarzystwo Przyjaciół Nauk) zur Bewahrung des kulturellen Erbes der polnischen Nation gehörte u. a. die Erstellung eines Kanons der polnischen historischen Lieder. Die erste derartige Initiative wurde 1803 von dem Jesuiten Jan Paweł Woronicz ins Leben gerufen.

Die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (TPN) waren zunächst der Meinung, dass eine Sammlung historischer Lieder nach dem Vorbild der öffentlich zugänglichen religiösen Lieder erstellt werden sollte. Wie bei ähnlichen Initiativen zur Zeit des Verlusts der Unabhängigkeit Polens ging es den Mitgliedern der TPN darum, die polnische Identität zu bewahren. Man glaubte, dass ein Kanon von Liedern, die die reiche Geschichte Polens rühmen, dazu beitragen würde, das Bild der Vergangenheit des polnischen Staates zu bewahren. Der Plan war, die Lieder in einem umfassenden Werk herauszugeben, das vorläufig „fünfbändiges Werk” genannt wurde.

Die besten Lieder wurden von dem Dramatiker und Romanschriftsteller Julian Ursyn Niemcewicz geschrieben. Die insgesamt 33 Lieder waren bei der polnischen Elite sehr beliebt, da Niemcewicz vor ihrer Veröffentlichung Gelegenheit hatte, sie in verschiedenen Warschauer Salons vorzustellen. Er nannte das Werk, das diese Lieder enthielt, „Śpiewy historyczne” (dt. Historische Lieder). Nachdem sie geschrieben waren, wurde 1811 damit begonnen, Musik für sie zu komponieren, damit die geplante Publikation einen professionellen Charakter erhielt, d. h. auch Noten enthielt. Daran arbeiteten sowohl professionelle Musiker als auch begabte Laien. Die Illustrationen wurden fast ausschließlich von malbegabten Adeligen angefertigt.

Da das Werk von Niemcewicz großzügig angelegt wurde, erforderte es eine Menge Geld. Die Bilderplatten wurden in Dresden gestochen und das Papier aus Berlin importiert. In der Zwischenzeit hatte sich die politische Situation in den zentralpolnischen Gebieten geändert — ab 1815 übernahmen die Russen aufgrund des Wiener Kongresses, der in der polnischen Geschichtsschreibung manchmal auch als Vierte Teilung Polens bezeichnet wird, die Herrschaft und schufen das Königreich Polen.    

Die erste Ausgabe der „Historischen Lieder” wurde 1816 in einer Auflage von 1500 Exemplaren veröffentlicht. Da die Publikation sehr beliebt war, folgten bald eine zweite und 1819 eine dritte Auflage. Der Erfolg von Niemcewiczs Werk zeigt sich auch darin, dass es in den Provinzschulen zum Lehrbuch wurde. Fürst Adam Czartoryski äußerte sich zu diesem Phänomen wie folgt: „Sie konnten sich nicht im Volk verbreiten und von ihm verstanden werden…, aber sie hatten den günstigsten Einfluss auf die oberen und mittleren Schichten. In den Salons, in den Boudoirs, bei den schönen Damen, lagen die Lieder unter den Luxusartikeln; […] die Mädchen lernten sie auswendig und lernten so die nationale Geschichte”. 

Die Bedeutung dieses Werkes wurde bald auch von den Teilungsmächten erkannt. Bereits 1826 ordneten die Russen an, die „Lieder” aus den Schulbibliotheken des Königreichs Polen zu entfernen, so dass es zum Lehrbuch der polnischen Geschichte im Hausunterricht wurde.

 

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