Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt davor, dass der Krieg in der Ukraine ein Risiko für die globale Finanzstabilität darstelle, wobei die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen noch unbekannt seien. In einer Zeit, in der sich die Erholung nach der Pandemie verlangsame, würden die Auswirkungen des Krieges die Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte auf die Probe stellen.
Während der laufenden Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank veröffentlichte der IWF die jüngste Aktualisierung seines Berichts Global Financial Stability Report (GFSR).
Aus dem Bericht geht hervor, dass das globale Finanzsystem einem Stresstest unterzogen wurde, bei dem zwei Schocks berücksichtigt wurden. Der erste ist ein starker Anstieg der Zinssätze im Zusammenhang mit dem weltweiten geldpolitischen Straffungszyklus. Der zweite ist der Schock durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine, der die Rohstoff- und Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben und die Lieferketten und den internationalen Handel weiter beeinträchtigt hat.
Die wichtigste Herausforderung ist heute die steigende Inflation, die in den meisten Ländern der Welt weit über dem Zielwert liegt.
Nach Ansicht des IWF würden mehrere Faktoren die Stabilität des globalen Finanzsystems beeinträchtigen. Erstens seien die Finanzinstitute in russischen und ukrainischen Vermögenswerten engagiert.
Zweitens wirke sich die Straffung der Geldpolitik als Reaktion auf die hohe Inflation und die Volatilität der Rohstoffpreise auf die Marktliquidität und mögliche Finanzierungsspannungen aus.
Dritter Faktor sei die Kryptoisierung und die Nutzung von Kryptoanlagen in Schwellenländern zur Umgehung von Beschränkungen des Kapitalverkehrs oder zur Vermeidung von Sanktionen.
Infolge der Pandemie begannen die Regierungen in vielen Ländern, eine expansive Finanzpolitik zu betreiben, um die Auswirkungen der Gesundheitskrise abzumildern. Diese Maßnahmen wurden zum großen Teil durch den Ankauf von Staatsanleihen durch die Banken finanziert. Dies führte dazu, dass der Anteil der Staatsschulden an den Aktiva der Banken in den Schwellenländern bis 2021 auf 17 Prozent anstieg.
Die Risiken für die Finanzstabilität sind für die Schwellenländer größer als für die Industrieländer, da ihre Wachstumsaussichten sowohl im Vergleich zum Trend vor der Pandemie als auch im Vergleich zu den entwickelten Volkswirtschaften schlechter sind. Ihre Kreditkosten sind gestiegen, und eine mögliche weitere plötzliche Verschärfung der weltweiten Finanzbedingungen könnte das Vertrauen der Anleger in die Schuldentragfähigkeit ihrer Regierungen untergraben.
Milena Kabza, promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, arbeitet bei der Narodowy Bank Polski
Die Autorin gibt ihre eigene Meinung wieder und nicht den offiziellen Standpunkt der NBP. i. A.