Was haben wir vor 6000 Jahren gegessen, wie haben sich die Zähne von Männern und Frauen im frühen Mittelalter unterschieden und ob gegenwärtige Zahnfehlstellungen das Ergebnis evolutionärer Veränderungen sind — das sind die Fragen, auf die Forscher der Fakultät für Biologie und Umweltschutz der Universität Łódź Antworten suchen.
„Zähne sind ein hervorragendes Studienmaterial, da sie im Vergleich zu Knochen widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen ungünstiger äußerer Umweltfaktoren wie Temperatur, Austrocknung oder Eintauchen in Wasser sind. Außerdem bilden sich Zähne nur einmal im Leben, und im Gegensatz zu Knochen werden sie nicht umgebaut”, erklärt Dr. Justyna Karkus vom Institut für Anthropologie.
Die Arbeit von Biologen der Universität Łódź soll zeigen, wie sich der menschliche Kauapparat in den letzten 6000 Jahren, d. h. seit der Jungsteinzeit, verändert hat. Laut Dr. Karkus lassen sich sehr große Unterschiede zwischen den Skeletten von Menschen aus der Jungsteinzeit und denen aus dem frühen Mittelalter feststellen.
Die Forscherin bemerkt, dass sich die Bevölkerung in dieser Zeit in kultureller Hinsicht stark verändert hat. In der Jungsteinzeit wurde der Kauapparat sehr stark beansprucht, was auf die harte Ernährung, das Fehlen von zerkleinerten Nahrungsmitteln und der Wärmebehandlung zurückzuführen ist, aber auch auf die Beanspruchung der Zähne bei der Arbeit — die Verwendung der Zähne als sogenannte dritte Hand.
Dr. Karkus erinnert daran, dass zahnärztliche Untersuchungen häufig in der Forensik eingesetzt werden. Auf ihrer Grundlage lassen sich das Alter zum Zeitpunkt des Todes oder die Ernährung der untersuchten Person und indirekt auch ihr sozioökonomischer Status beurteilen. Auch die Art der durchgeführten Arbeit kann Spuren auf den Zähnen hinterlassen.
„Bei Schneidern, Schuhmachern, Konditoren oder Bäckern sind die Veränderungen an den Zähnen charakteristisch für ihren Beruf. Bei den ersten beiden Berufen handelt es sich um Rillen an der Schneidekante der Zähne, die durch das Halten von Nadeln oder Fäden mit den Zähnen verursacht werden. Konditoren und Bäcker hingegen haben Karies, weil sich der Zucker aus der Luft auf den Zähnen ablagert und sie zerstört”, erklärt die Forscherin.
Arkadiusz Słomczyński