Obwohl er kein professioneller Fotograf war, kümmerte er sich um die technischen Details der Fotos, die er machte. Trotz Schwierigkeiten gelang es ihm, die Fotos gut vor den Deutschen zu verstecken. Der Autor des bekannten Fotos, das den Moment zeigt, in dem der Prudential-Wolkenkratzer während des Warschauer Aufstands von einer deutschen Rakete getroffen wurde, ist eben Sylwester Braun.
Sylwester Braun wurde am 1. Januar 1909 in Warschau geboren. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs absolvierte er Geodäsie an der Technischen Universität Warschau und arbeitete als Planer im Warschauer Rathaus.
Nach der Besetzung Polens durch die Deutschen im Jahr 1939 schloss er sich der bewaffneten Unabhängigkeitsbewegung an: Er trat der Militärischen Organisation „Wilki” (dt. Wölfe) und später dem Verband für den bewaffneten Kampf (Związek Walki Zbrojnej) — Heimatarmee (Armia Krajowa) an und nahm das Pseudonym „Kris” an.
Er war kein professioneller Fotograf, aber viele hielten ihn für einen Menschen, der mit seiner Kamera zur richtigen Zeit am richtigen Ort erscheinen konnte. In den ersten Tagen nach Ausbruch des größten bewaffneten antideutschen Aufstands während des Zweiten Weltkriegs (Warschauer Aufstand — August 1944) trat er in die fotografische Abteilung des Informations- und Propagandabüros der Heimatarmee ein. Er machte während des Aufstands mehr als 3000 Fotos, von denen nur die Hälfte erhalten geblieben ist. Er schenkte den technischen Details der Fotografie große Aufmerksamkeit. Braun entwickelte die Fotografien selbst in seinem eigenen Labor nach einer von ihm entwickelten Methode.
Er wohnte in Warschau in der Kopernika-Straße 28, und von dort aus gelang ihm sein berühmtestes Foto: Er hielt den Moment fest, als eine 2-Tonnen-Rakete das Gebäude der Prutendial-Versicherungsgesellschaft traf. Sie wurde von den Deutschen aus einem Mörser „Karl” abgefeuert.
Das Gebäude war einer der ersten Wolkenkratzer, die vor dem Zweiten Weltkrieg in der polnischen Hauptstadt gebaut wurden. Sylwester Braun fotografierte den Vorfall am 28. August 1944 vom Dach des Gebäudes, in dem er wohnte. Als er weitere Fotos von dem Wolkenkratzer machen wollte, musste er sich am Schornstein festhalten, weil die Druckwelle so stark war, dass sie ihn fast zu Boden warf. Das Prudential-Gebäude war mehr als einen halben Kilometer von ihm entfernt.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde Braun von den Deutschen gefangen genommen. Während seines Transports in ein Kriegsgefangenenlager gelang ihm die Flucht. Anfang 1945 kehrte er nach Warschau zurück und nahm die Negative mit, die er zuvor versteckt hatte. Er ging nach Schweden und in den 1960er Jahren in die USA. 1981 schenkte er sein Archiv mit Negativen der Fotografien aus dem Warschauer Aufstand dem Museum von Warschau. Er starb am 9. Februar 1996 in Warschau.