Der Bericht über die Kriegsreparationen solle das Ausmaß der Kriegszerstörungen in Polen aufzeigen und ein Gespräch mit Deutschland zu diesem Thema einleiten, kündigte Jarosław Sellin, stellvertretender Minister für Kultur und nationales Erbe, im ersten Programm des Polnischen Rundfunks an. Am 15. Juli teilte der Vorsitzende der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość, PIS), Jarosław Kaczyński, mit, dass „wenn alles gut geht, der erste Teil des Berichts über die polnischen Verluste während des Zweiten Weltkriegs am 1. September veröffentlicht werden wird”.
„Deutschland ist ein reiches Land, das sich viele Dinge leisten kann. Es ist das reichste Land in Europa mit der stärksten Wirtschaft und es ist der Rechtsnachfolger des deutschen Staates aus der Vorkriegs- und Kriegszeit, also sollte es sich das leisten können”, sagte der stellvertretende Minister Sellin.
Der Gast des Polnischen Rundfunks erinnerte daran, dass Deutschland Kriegsreparationen an andere Länder gezahlt habe und bezeichnete die Auslassung Polens in diesem Zusammenhang als „sehr ungerecht”.
„Jemand hat berechnet, dass 70 Länder solche Reparationen erhalten haben. Polen hat praktisch nichts bekommen. Das ist sehr ungerecht”, erklärte er. Der stellvertretende Minister Sellin fügte hinzu, man dürfe nicht vergessen, dass Polen im Verhältnis zu seiner Bevölkerung vor dem Krieg relativ am meisten Bürger verloren habe und von allen Ländern im besetzten Europa am meisten zerstört worden sei. „All dies wurde von den Deutschen verursacht. Man muss hier Gerechtigkeit walten lassen”, sagte der stellvertretende Leiter des Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe.
Es sei daran erinnert, dass in der vorangegangenen Legislaturperiode des Sejm, seit September 2017, ein parlamentarisches Team für die Schätzung der Höhe der Entschädigung, die Polen von Deutschland für die während des Zweiten Weltkriegs verursachten Schäden zusteht, unter der Leitung des Abgeordneten Arkadiusz Mularczyk tätig war.
Vor zwei Tagen (am 8. August) äußerte er in einem Interview mit der Tageszeitung „Rzeczpospolita” seine Überzeugung, dass „die Chancen gut stehen, dass Deutschland innerhalb weniger Jahre oder vielleicht sogar früher Reparationszahlungen an Polen leisten wird. Das Stigma der nicht aufgeklärten Verbrechen ihrer Vorfahren wird dem Ansehen Deutschlands in den internationalen Beziehungen in der Welt sehr schaden. Schließlich will Deutschland als moderne moralische Supermacht wahrgenommen werden”.
Adrian Andrzejewski