Die Familie Nasierowski suchte nach verschiedenen Möglichkeiten, den Juden im Warschauer Ghetto zu helfen. Die polnische Familie hat trotz der Erpressung nicht nachgegeben.
In der Kaliska-Straße 9 in Warschau führte Leon Nasierowski ein großes pharmazeutisches Unternehmen, das vor dem Zweiten Weltkrieg mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigte. Leon lebte in diesem Gebäude mit seiner Frau Janina und seinem Sohn Zdzisław. In der Dzielna-Straße wiederum befand sich eine Kürschnerwerkstatt des Juden Samuel Drążek. Janina nahm seine Dienste bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Anspruch.
Im Oktober 1940 errichteten die Deutschen das Warschauer Ghetto. Auf engstem Raum wurde eine große Zahl von Juden zusammengepfercht — 1941 waren es fast 450.000. Auch das Haus der Familie Drążek befand sich im Ghetto. Von Anfang an hat die Familie Nasierowski versucht, ihnen auf jede erdenkliche Weise zu helfen — unter anderem mit Lebensmittel- und Medikamentenspenden.
Sie haben ihr Kind aus dem Ghetto geholt
Im Mai 1941 besorgte die polnische Familie falsche Dokumente für die Familie Drążek, die bescheinigten, dass sie keine Juden waren. Sie mussten sie aber auch auf die so genannte „arische Seite“ bringen. Nasierorwski organisierte zunächst eine Operation, um die kürzlich geborene Tochter der Juden, Shulamit, herauszuholen. Sie bestellten bei einer im Ghetto ansässigen Firma Büromaterial, und das Mädchen wurde unter den Waren versteckt. Anschließend wurde sie nach Pruszków zu einer befreundeten Familie gebracht.
Sie verließen das Ghetto in Mänteln der Nasierowskis
Den Nasierowskis gelang es auch, Samuel und seine Frau Matla zu befreien. Als es zu einem Treffen zwischen ihnen in den Gerichten in der Leszno-Straße kam, wurden den Juden Nummern für die Garderobe gegeben, wo die Nasierowskis ihre Mäntel abgelegt hatten. Samuel und seine Frau zogen sie an und gingen in Richtung Ogrodowa-Straße außerhalb des Ghettos. Anschließend fuhren sie zu einer Villa in Józefów bei Otwock, die die Nasierowskis für sie gemietet hatten. Die Juden lebten dort unter falschem Namen und arbeiteten als Hausverwalter.
Sie blieben auch nach dem Krieg in Kontakt
Sie alle haben den Krieg überlebt, obwohl es nicht danach aussah. Die Familie Nasierowski wurde erpresst, weil sie ein jüdisches Kind versteckt hatte. Sie nahmen auch am Warschauer Aufstand 1944 teil. Janina wurde zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt und Leon in das deutsche Lager Auschwitz.
Die Familie Drążek verließ Polen 1946, zunächst nach Belgien und dann 1952 nach Kanada. Die Familien blieben in Kontakt. Dank den Bemühungen der Familie Drążek wurden Leon, Janina und Zdzisław Nasierwoski am 22. August 1993 von Yad Vashem mit der Medaille „Gerechte unter den Völkern” geehrt.