Während der deutschen Bombardierung Warschaus im Jahr 1944 malte der Jude Perez Willenberg ein Bild von Jesus Christus auf die Kellertreppe eines Mietshauses in der Marszałkowska-Straße 60. Das Gebäude war eines der wenigen, die den Luftangriff überstanden. Auch die dort untergebrachten Zivilisten überlebten.
Perez Willenberg, ein äußerst begabter Künstler, gründete vor dem Zweiten Weltkrieg die Schule für Zeichnen und Malen, die er erfolgreich leitete. Er gab an verschiedenen Orten Zeichenunterricht und schuf sakrale Gemälde. Seine Werke waren unter anderem in der Synagoge in der polnischen Stadt Opatów zu sehen. Er war auch an der Restaurierung der Alten Synagoge in Częstochowa beteiligt. Beide Synagogen wurden während des von den Deutschen ausgelösten Zweiten Weltkriegs zerstört. Wer sich mit den Werken von Perez vertraut machen will, muss nach Piotrków fahren, wo seine Fresken in der Kleinen Synagoge erhalten geblieben sind.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, ging Willenberg nach Warschau. Seine Frau Maniefa ging zusammen mit ihrem Sohn Samuel und den Töchtern Ita und Tamara nach Częstochowa und blieb auf der arischen Seite. Jemand denunzierte die Mädchen jedoch und sie wurden in das deutsche Vernichtungslager Treblinka gebracht, wo sie von den Deutschen ermordet wurden. Auch Samuel wurde bald dorthin transportiert. Er nahm aber an dem Aufstand von Treblinka teil und es gelang ihm, aus dem Lager zu fliehen. Samuel kämpfte dann im Warschauer Aufstand. Er überlebte den Krieg und schuf Skulpturen, die das Schicksal von Gefangenen im deutschen Vernichtungslager Treblinka darstellen.
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Zu dieser Zeit lebte Perez in Warschau. Um nicht erkannt zu werden, gab er vor, stumm zu sein und versteckte sich unter dem Namen Pękosławski. Er malte Bilder und fertigte Zeichnungen an, die er später verkaufte. In einem seiner Gemälde wurde die Jesusfigur mit dem Gesicht des Sohnes des Künstlers, Samuel, gemalt.
Während des Warschauer Aufstands fand er Zuflucht in einem Gebäude in der Marszałkowska-Straße 60. Am 11. September 1944, als deutsche Bomben auf Warschau fielen, malte er ein Christusbild an die Wand unter der Kellertreppe mit der Aufschrift „Jesus, ich vertraue auf Dich”. Das Gebäude hat den Luftangriff überstanden. Die Zivilisten, die an diesem Tag dort Zuflucht gefunden hatten, überlebten die Bombardierung ebenfalls und glaubten, dass dies auf das Gemälde zurückzuführen war.
Das Gemälde unter der Treppe wurde nach dem Krieg gesichert. Es ist jedoch nicht öffentlich zugänglich. Seine Kopie ist im Museum des Warschauer Aufstands zu sehen.