Im Jahr 1920 besiegten die Polen die Bolschewiki in der Schlacht bei Warschau. Sie haben nicht nur ihre Unabhängigkeit verteidigt, sondern auch den Vormarsch der Kommunisten in Europa gestoppt. Wie sah die 18. bedeutendste Schlacht der Weltgeschichte aus?
Am 11. November 1918 erlangte Polen seine Unabhängigkeit wieder — nach 123 Jahren der Fremdherrschaft. Im Osten war das Russische Reich, das Polen feindlich gegenüberstand, infolge der Revolution zusammengebrochen. Die Bedrohung verschwand jedoch nicht, als der Zar durch die Herrschaft der Kommunisten — der Bolschewiki — ersetzt wurde. Sie erhoben Anspruch auf polnische Gebiete und gingen außerdem davon aus, dass sich in Europa der Kommunismus anstelle der Demokratie durchsetzen sollte.
Im Februar 1919 brach der Krieg zwischen Polen und dem bolschewistischen Russland aus. Den Polen gelang es dann, unter anderem Vilnius und Minsk zu erobern. Als sich die Front stabilisierte, fanden Friedensgespräche mit den Bolschewiki statt, die jedoch in Wirklichkeit ein Täuschungsmanöver seitens der Kommunisten waren. In dieser Zeit entzifferte die polnische Funkaufklärung die Chiffren der bolschewistischen Armee. Dies erwies sich später als entscheidend für die Beendung des Konflikts.
Kiewer Feldzug
Dank der außergewöhnlichen Arbeit der polnischen Funkaufklärung gelangte die Information nach Warschau, dass die Bolschewiki einen Angriff auf Polen vorbereiteten. Der polnische Staatschef Józef Piłsudski beschloss, dass ein Präventivschlag vorbereitet werden sollte. Die Polen schlossen auch einen Pakt mit den Ukrainern unter der Führung von Symon Petljura. Man vereinbarte, dass die Ukrainer die Polen in ihrem Kampf gegen das bolschewistische Russland unterstützen werden und dass Warschau die Existenz eines ukrainischen Staates östlich der polnischen Grenzen anerkennen wird. Mit vereinten Kräften schlugen die beiden Nationen gegen die Bolschewiki zu und starteten 1920 den Kiewer Feldzug. Diese Offensive führte dazu, dass die polnisch-ukrainische Armee Kiew einnehmen konnte, leider nicht für lange.
Polen eilten zur Verteidigung der Unabhängigkeit
Die Bolschewiki starteten bald eine Gegenoffensive. Ihre Truppen rückten nach Westen vor, und es stellte sich heraus, dass sie bald die Hauptstadt des kürzlich wiedererstandenen polnischen Staates bedrohen würden.
Die Polen begannen mit einer groß angelegten Mobilisierung. Im Juli 1920 wurde die Freiwilligenarmee unter dem Kommando von General Józef Haller gegründet. Die Regierung der Nationalen Verteidigung (poln. Rząd Obrony Narodowej) unter der Leitung von Premierminister Wincenty Witos rief zur Einberufung auf. Über 100.000 Freiwillige wurden rekrutiert. Die Kommunisten versuchten auch, Polen zu rekrutieren, aber mit wenig Erfolg: Nur 200 Freiwillige gerieten in die Fänge der bolschewistischen Propaganda.
Einige haben Polen zum Scheitern verurteilt
Nicht alle glaubten, dass es den Polen gelingen würde, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. Der britische Premierminister David Lloyd George einigte sich mit den Bolschewiki in der polnischen Frage und versuchte so, über ein Land, das ihm nicht gehörte, zu verfügen. Auf der anderen Seite wurden Munitionstransporte nach Polen von der Tschechischen Republik und Deutschland blockiert.
Andererseits glaubten nicht alle, dass Warschau dem Untergang geweiht war. Die Waffen, die auf Kredit an die Polen verkauft wurden, kamen aus Frankreich. Die Franzosen entsandten auch eine Militärmission unter dem Kommando von General Maxim Weygand und Marschall Ferdinand Foch nach Polen. Die Gruppe beriet und schulte die Polen. Einer von ihnen war Charles de Gaulle.
Auch die Ungarn schickten riesige Mengen an Munition und Waffen nach Polen. Die Operation wurde dadurch erschwert, dass der polnische Staat nicht an Ungarn grenzte und der Weg des Transfers durch die Tschechische Republik blockiert war. Die einzige Möglichkeit war daher, die Ladung durch Rumänien zu schicken. Dies war trotz des ungarisch-rumänischen Konflikts erfolgreich. Munition und Waffen aus Ungarn trafen am 12. August 1920 in Polen ein — im letzten Moment, am Vortag des entscheidenden Kampfes. Die Polen wurden auch von amerikanischen Fliegern unterstützt, die die 7. Tadeusz Kościuszko-Squadron bildeten.
Auch an geistiger Unterstützung mangelte es nicht. Das einzige Land, das seine diplomatische Vertretung nicht aus Warschau evakuiert hat, war der Vatikan. Der päpstliche Vertreter Achille Ratti (der spätere Papst Pius XI.) blieb trotz der großen Gefahr in Polen.
Mit der Bibel gegen die Bolschewiki
Die ersten Gefechte fanden um Radzymin, eine Stadt nördlich von Warschau, statt. Sie ging von Hand zu Hand, bis die Stadt schließlich nach einem Gegenangriff von General Lucjan Żeligowski von der polnischen Armee eingenommen wurde. Dadurch konnte die Strategie fortgesetzt werden.
Der zuverlässige polnische Nachrichtendienst fing weitere Informationen von den Bolschewiken ab. Am 15. August gelang es den Polen, die bolschewistische Funkstation abzuhören, über die der Stab mit der Kommandozentrale in Verbindung stand. Polnische Funker erfuhren die Frequenz, auf der die Bolschewiki sendeten, und begannen mit der Störung — zwei Tage lang spielten sie den Kommunisten Auszüge aus der Heiligen Schrift vor. Infolge dieser Aktivitäten erhielt ein Teil der bolschewistischen Armee keine aktuellen Befehle. Sie bewegten sich gemäß dem letzten Befahl, den sie erhielten, und landeten in Toruń — etwa 180 km von Warschau entfernt, was für die weitere Entwicklung entscheidend war.
Manöver vom Fluss Wieprz aus
Am 16. August 1920 startete Józef Piłsudski ein Manöver vom Fluss Wieprz aus. Ziel des Gegenangriffs war es, den ungeschützten linken Flügel der vorrückenden bolschewistischen Armee anzugreifen und die Truppenlinie zu durchbrechen. Dieses Manöver war mit einem sehr hohen Risiko verbunden, aber die Polen entschieden sich für diese Option. Die Autoren dieses Plans waren: Generalstabschef General Tadeusz Rozwadowski, Oberst Tadeusz Piskor und Hauptmann Bronislaw Regulski.
Das eingegangene Risiko hat sich gelohnt. Nach diesem Schlag war die bolschewistische Linie gebrochen. Die Polen begannen eine taktische Verfolgung der Rotarmisten, die schwere Verluste erlitten, die sich auf 25.000 Gefallene beliefen. Außerdem nahmen die Polen etwa 66.000 Kriegsgefangene.
18 bedeutendste Schlacht der Welt
Die Schlacht bei Warschau war entscheidend für die Verteidigung der Unabhängigkeit Polens. Der Sieg der polnischen Armee vor den Toren Warschaus stoppte jedoch auch den Vormarsch des Kommunismus bis tief nach Europa. In Polen wurde die Schlacht als das „Wunder an der Weichsel” bezeichnet. Edgar Vincent, 1. Viscount D’Abernon — ein Politiker und Diplomat aus Großbritannien, der den polnischen Sieg mit eigenen Augen sah, bezeichnete die Schlacht bei Warschau als die 18. wichtigste Schlacht der Welt.