Im Jahr 1924 wurde die Produktion in der Staatlichen Schießpulver- und Sprengstofffabrik in Zagożdżon bei Radom aufgenommen. Die Fabrik war eine der größten Rüstungsbetriebe im Polen der Zwischenkriegszeit. Sie war Teil eines staatlichen Industriekonsortiums mit der Bezeichnung Centralny Zarząd Wytwórni Wojskowych (dt. Zentralverwaltung der Militärproduktion). Einen großen Beitrag zur Entwicklung der Fabrik leistete Jan Berlinerblau also Jan Prot.
Die Entwicklung einer eigenen Rüstungsindustrie war für den polnischen Staat, der einige Jahre zuvor seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, eine offensichtliche Notwendigkeit, und die Notwendigkeit, diesen Produktionszweig zu verstaatlichen, ergab sich aus der Tatsache, dass die privaten Hersteller nicht über genügend Kapital verfügten, um ihre Anlagen zu entwickeln. Die Ansiedlung des Werks im Zentrum Polens war das Ergebnis eines strategischen Konzepts und des Wunsches, die wirtschaftliche Entwicklung in der Region zu fördern.
In der Fabrik wurden Schießpulver und Sprengstoff, Schießbaumwolle und Nitroglyzerin hergestellt. Obwohl sich einige Produkte im wahrsten Sinne des Wortes als Blindgänger entpuppten, entwickelte sich die Fabrik und erlangte einen internationalen Ruf. Vermutlich aus diesem Grund verschwand 1932 der Name Zagożdżon und es erschien Pionki, das seither mit der Fabrik verbunden ist. Heute ist Zagożdżon Teil der Stadt Pionki.
Der Aufbau einer Fabrik von Grund auf war eine sehr schwierige Aufgabe, vor allem, weil es keine Fachleute gab. In der Zwischenkriegszeit wurde die Fabrik von Jan Prot geleitet. Er wurde 1891 in Warschau in einer jüdischen Familie als Sohn von Nikodem Berlinerblau geboren. Schon in der Mittelschule war er an polnischen patriotischen Aktivitäten beteiligt. Er war in der Polnischen Sozialistischen Partei aktiv und kämpfte später in den Polnischen Legionen. Im Jahr 1921 änderte er seinen Namen in Prot (dies war sein Pseudonym im Untergrund). Im Jahr 1925 wurde er in die Reserve versetzt. Parallel zu seiner militärischen Karriere entwickelte sich auch seine wissenschaftliche Laufbahn. Er absolvierte ein Chemiestudium, arbeitete als Assistent von Ignacy Mościcki und promovierte 1924.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er von der Gestapo gesucht. Zunächst versteckte er sich in Warschau, doch dann gelang es ihm, in den Westen zu fliehen. Zunächst nach Frankreich und dann nach England, wo seine Qualifikationen genutzt wurden und er eine leitende Position in der Munitionsfabrik Grantham (heute in Lincolnshire) erhielt. Nach dem Krieg blieb er im Exil, arbeitete als akademischer Lehrer und war auch als Aktivist der polnischen Gemeinschaft tätig. Er starb 1957 in London.