„Einige westeuropäische Politiker haben die Lehre aus dem Münchner Abkommen von 1938 vergessen. Die Parallelen zur aktuellen Situation sind verblüffend. Der Appeasement-Politik, angeführt vom damaligen britischen Premierminister Neville Chamberlain, folgte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs innerhalb eines Jahres”, schrieb Premierminister Mateusz Morawiecki für die britischen Zeitschrift „The Economist”.
Der polnische Premierminister wies darauf hin, dass Wladimir Putin im Februar 2007, fast 70 Jahre nach der berüchtigten Münchner Konferenz, offen seinen Willen bekundet habe, die Ordnung in Europa nach dem Kalten Krieg zu zerstören. „Im folgenden Jahr griff er Georgien an. Sechs Jahre später besetzte er die Krim und löste den Konflikt im Donbas aus”, so Morawiecki weiter. „Und acht Jahre später begann er die bisher blutigste Phase seines Plans. Die Dämonen der Geschichte sind zurückgekehrt. Wir sind erneut Zeugen eines Völkermordes”, schrieb Polens Premierminister.
Er stellte fest, dass die Mechanismen des Totalitarismus die gleichen seien wie vor siebzig Jahren, und auch die Mechanismen der Beschwichtigung seien unverändert. Russland werde seine Grausamkeiten fortsetzen, und wenn es nicht gestoppt werde, könne es zu einer Wiederholung der Ereignisse in Butscha, Irpin und Mariupol kommen.
Morawiecki schrieb, dass Polen seit mehr als einem Jahrzehnt vor einer Beschwichtigungspolitik gegenüber Russland und Putins wiederauflebenden imperialen Bestrebungen gewarnt habe, aber diese Warnungen seien nicht beachtet und sogar mit Verachtung bedacht worden.
Der polnische Premierminister betonte, dass Europa die Ukraine sowohl wirtschaftlich als auch militärisch stärker unterstützen sollte, und schlug vor, alle russischen Vermögen und Devisenreserven im Ausland zu konfiszieren und die Erlöse zur Unterstützung der Ukraine zu verwenden.
Adrian Andrzejewski