„Hitler-Deutschland hat Millionen von Polen unermesslichen Schaden zugefügt, über den nie Rechenschaft abgelegt wurde”, schreibt Ministerpräsident Mateusz Morawiecki im deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel”. Der polnische Regierungschef versucht, den deutschen Lesern zu erklären, warum sein Kabinett 1,3 Billionen Euro Reparationen von Berlin fordert.
„Mit Interesse lese ich, wie sich die Deutschen immer wieder auch mit den dunklen Seiten ihrer Vergangenheit befassen. Zum Beispiel in der aktuellen Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE: Der Artikel mit dem Titel ‚Arisierung: Die Liquidation’ beschreibt die sorgfältig geplante und rigoros durchgeführte Enteignung der deutschen Juden zwischen 1933 und 1939. Damit schufen die Nationalsozialisten den organisatorischen Rahmen für die Verfolgung und Ermordung der Juden”, schrieb Ministerpräsident Morawiecki.
„Die deutsche Öffentlichkeit – so scheint es mir – ist sich durchaus bewusst, was den Juden angetan wurde”, stellte der polnische Regierungschef fest, fügte jedoch hinzu, dass es kaum zum Ausdruck komme, was die Nazis in Polen getan hätten, wo während des Krieges — neben Mord und Plünderung — auch das enorme kulturelle Schaffen Polens unwiederbringlich verloren gegangen sei.
„Es verschwand zusammen mit Tausenden von geraubten Kunstwerken, mit Dutzenden dem Erdboden gleichgemachten Denkmälern, mit gestohlenen Gemälden, zertrümmerten Skulpturen, in verbrannten Bibliotheken und Archiven, in geplünderten Museen, in den Ruinen der polnischen Städte und Gemeinden”, kann man in „Der Spiegel” lesen.
Ministerpräsident Morawiecki weist auch darauf hin, dass die Deutschen — aus polnischer Sicht — keinerlei Entschädigung für die Zerstörung polnischer Gebiete oder für die historisch beispiellose Plünderung des Nachbarlandes gezahlt hätten.
„Wir wissen, wie schwierig es ist, die moderne Welt mit dieser Wahrheit zu erreichen. Doch in den Beziehungen zwischen Menschen und auch zwischen Staaten sollten Wahrheit und Gerechtigkeit die höchsten Werte sein. In diesem Sinne fordern wir: Unsere deutschen Partner müssen endlich die politische, historische, rechtliche und finanzielle Verantwortung für alle Folgen des Überfalls auf unser Land übernehmen”, so der polnische Premierminister abschließend.
Arkadiusz Słomczyński