Der Präsident der Polnischen Nationalbank (NBP), Adam Glapiński, sagte auf einer Pressekonferenz, dass er in Anbetracht der aktuellen Prognosen für die Entwicklung der Situation den Rat für Geldpolitik auffordern wird, die Zinssätze ein weiteres Mal anzuheben, mindestens aber um 50 Basispunkte. Dem Präsidenten zufolge wird die Inflation im ersten Quartal 2022 dank des Inflationsschutzschildes vorübergehend zurückgehen und im zweiten Quartal wieder ansteigen, um im Juni ihren Höhepunkt zu erreichen — über 8 Prozent.

Die durchschnittliche Inflation im Jahr 2022 wird deutlich über dem Inflationsziel der Polnischen Nationalbank liegen, das bei 2,5 % +/- 1 % liegt. Glapiński geht davon aus, dass die Inflation erst im Jahr 2023 ein deutlich niedrigeres Niveau erreichen wird, wobei die Prognosen die derzeit pandemiebedingten Schwankungen nicht berücksichtigen.

– Wir bewerten die Situation anhand der bestehenden Parameter. Und dieses Szenario ist mäßig optimistisch, da die Pandemie langsam zu Ende geht, die internationalen Transportpreise sinken und die Gas- und Ölpreise sich stabilisieren. Das einzige, was zwangsläufig steigen wird, sind die Strompreise. Im Laufe der Zeit werden diese hohen Preise einen Richtwert für die Inflation darstellen, erklärt der Präsident der Polnischen Nationalbank.

Der Rat für Geldpolitik hat auf seiner letzten Sitzung zum vierten Mal in Folge die Zinssätze erhöht. Nach der Erhöhung beträgt der Referenzsatz 2,25 % pro Jahr, der Lombardsatz 2,75 % pro Jahr, der Einlagesatz 1,75 % pro Jahr, der Rediskontsatz 2,30 % pro Jahr und der Diskontsatz für Wechsel 2,35 % pro Jahr.

Der Präsident der Polnischen Nationalbank wies auch darauf hin, dass die Lage Polens im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut ist — das Land hat es geschafft, sein BIP wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zu bringen, es gibt praktisch keine Arbeitslosigkeit im Land — und er selbst wird den Rat für Geldpolitik auffordern, die Zinssätze noch einmal um mindestens 50 Basispunkte anzuheben.

Arkadiusz Słomczyński