Eine russische Invasion in der Ukraine würde zu einem tiefen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes führen und das Wirtschaftswachstum in den EU-Ländern, insbesondere in Mittel- und Osteuropa, negativ beeinflussen. Ein Krieg mit Russland würde die Öl- und Gaspreise auf den Weltmärkten in die Höhe treiben. Moskau wird auch aufgrund der zu erwartenden Wirtschaftssanktionen der USA und der EU verlieren — schreiben die Analysten des Polnischen Wirtschaftsinstituts (PIE) in der neuesten Ausgabe der Wirtschaftswochenzeitung des Instituts.
Die Autoren der Studie stellen fest, dass als Folge der russischen Invasion ein ähnlicher Zusammenbruch der ukrainischen Wirtschaft wie nach Beginn der russischen Aggression im Jahr 2014 zu beobachten sein wird. Damals litt die Ukraine unter anderem unter einem Zusammenbruch ihrer Währung, einer 50-prozentigen Inflation und einem 29-prozentigen Wertverlust der Exporte. Auch die Bedienung der Auslandsschulden war ein gigantisches Problem.
Die Invasion würde auch negative Folgen für die russische Wirtschaft haben. Der Moskauer Aktienmarkt hat bereits auf die Eskalation der Spannungen reagiert, und am 24. Januar verlor der auf USD lautende RTS-Index 8 % — schreiben die Experten des Polnischen Wirtschaftsinstituts. Es ist bekannt, dass die westlichen Länder wie angekündigt mit neuen Sanktionen auf die russische Invasion reagieren werden. Russland wird zunächst einmal von fortschrittlichen Technologien abgeschnitten sein. Auch handelspolitische Vergeltungsmaßnahmen und der Ausschluss Russlands aus dem Interbankenabwicklungssystem SWIFT sind wahrscheinlich.
Polnische Experten erinnern daran, dass in den Jahren 2014-2015, den Jahren der größten Krise im Zusammenhang mit dem Krieg im Donbass, die polnischen Exporte in die Ukraine um 30 Prozent und die Exporte nach Russland um 37 Prozent zurückgegangen sind.
Die Ukraine ist der viertgrößte Abnehmer polnischer Exporte außerhalb der EU (2,19 Prozent Anteil an den Gesamtexporten). In den ersten 11 Monaten des Jahres 2021 stiegen die Exporte um 25 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum vor der Pandemie (2019). Die wichtigsten Waren, die in die Ukraine exportiert werden, sind Autos, Kunststoffprodukte sowie Chemikalien und Düngemittel.
Russland hingegen ist der drittgrößte Empfänger polnischer Exporte außerhalb der EU und der siebtgrößte in der Welt (2,79 Prozent Anteil an den Exporten), bleibt aber ein wichtiger Lieferant von Energierohstoffen.
Die Eskalation des Konflikts in der Ukraine stellt auch eine potenzielle Bedrohung für polnische Investitionen in diesem Land dar. Nach Angaben der ukrainischen Nationalbank beliefen sie sich im Jahr 2020 auf 129,3 Mio. USD, womit Polen der achtgrößte Investor in der Ukraine ist.
Adrian Andrzejewski