Im Jahr 2022 wurde Polen zum wichtigsten Handelspartner der Ukraine (größter Exportempfänger und zweitgrößter Einführer nach China), gemessen am Umsatz. Im Gegenzug war die Ukraine der 9. Empfänger polnischer Exporte. Der Wert des polnischen Handels mit der Ukraine stieg um 56 Prozent, berichtet das Polnische Wirtschaftsinstitut (Polski Instytut Ekonomiczny, PIE).
Der ukrainische Handel brach 2022 wie die gesamte Wirtschaft ein — der Wert der Exporte sank im Vergleich zu 2021 um 35 Prozent, der Wert der Importe um 19 Prozent. Grund dafür war neben den Kriegsschäden vor allem die Blockade der Haupthandelsroute, die durch das Schwarze Meer führte und über die vor 2022 rund zwei Drittel der ukrainischen Exporte liefen. Es kam zu einer Verlagerung der Handelsrouten auf Landwege, auf die polnische Eisenbahninfrastruktur und auf polnische Seehäfen.
Im Gegensatz dazu verschwanden Russland und Weißrussland im Jahr 2022 aus der Liste der Handelspartner der Ukraine. Erst mit der Einrichtung des so genannten Getreidekorridors im August 2022 wurde die Rolle des Seeverkehrs teilweise wiederhergestellt, obwohl der Großteil der Exporte nach wie vor über die an die Ukraine angrenzenden Länder abgewickelt wird.
Der internationale Handel Polens mit der Ukraine stieg um 56 Prozent auf 74,7 Mrd. PLN, wovon 45,6 Mrd. PLN auf Exporte (plus 59 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und 29,1 Mrd. PLN auf Importe (plus 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) entfielen.
Der größte Anstieg um 7,4 Mrd. PLN war bei den Ausfuhren von Diesel und anderen Erdölen zu verzeichnen (74-facher Anstieg). Ein sehr starker Anstieg um das 45-fache war auch bei den Ausfuhren von Waffen und Munition (3,9 Mrd. PLN) zu verzeichnen. In den Handelsdaten sind jedoch nicht alle Lieferungen von Rüstungsgütern enthalten. Die Ausfuhren von Maschinen und mechanischen Geräten belaufen sich auf 5,4 Mrd. PLN.
Bei den Einfuhren aus der Ukraine nach Polen waren pflanzliche Erzeugnisse mit einem Anstieg um fast das 6-fache auf 5,97 Mrd. PLN am wichtigsten. Darunter waren die wichtigsten Getreide (2,8 Mrd. PLN), vor allem Mais mit einem Anstieg um fast das 20-fache, sowie Raps- oder Rübsensamen. Die Einfuhren von Sonnenblumenöl stiegen um das 5-fache.
Adrian Andrzejewski