Neuseeland hat sein Herz geöffnet und mehr als 700 polnische Kinder aufgenommen, die ihre Eltern im Zweiten Weltkrieg verloren haben. Wie kam es, dass sie auf der anderen Seite der Welt gelandet sind?
Die polnische Exilregierung mit Sitz in London schloss am 30. Juli 1941 einen Vertrag mit der Sowjetunion — auch bekannt als Sikorski-Maiski-Abkommen. Sein Ziel war die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und der gemeinsame Kampf gegen das Dritte Reich. Es ist darauf hinzuweisen, dass die UdSSR im September 1939 gemeinsam mit den Nazis Polen angriff und damit zum Zerfall des polnischen Staates und zur Entfesselung des Zweiten Weltkriegs beitrug. Der Führer der Sowjetunion, Joseph Stalin, änderte seine Front erst, nachdem er von Adolf Hitlers Truppen angegriffen worden war. Die Briten übten Druck auf die Polen aus, den Vertrag mit der UdSSR abzuschließen.
Schweres Schicksal der Kriegswaisen
Die Zusammenarbeit führte zur Bildung einer Armee aus Polen, die von Stalin in der Sowjetunion inhaftiert worden waren. Die Truppen wurden von General Władysław Anders gebildet, der bald zum Befehlshaber der Einheiten wurde, die offiziell den Namen 2. polnisches Korps trugen. Es waren nicht nur die zukünftigen Soldaten, die sich um die Armee scharten, sondern auch Frauen und Kinder. Letztere waren häufig Kriegswaisen.
Die Armee von General Anders verließ bald die Grenzen der UdSSR. Sie machte sich auf den Weg in den Nahen Osten, um von dort aus den Kampf gegen die deutschen Nazis aufzunehmen. Etwa 2 500 polnische Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, blieben in mehreren Lagern im Iran. Einige von ihnen starben, erschöpft vom harten Leben in der Sowjetunion und von Krankheit. Die polnische Exilregierung appellierte an den Völkerbund, einen Platz für polnische Waisenkinder zu finden. Eines der Länder, die positiv reagierten, war Neuseeland.
Richtung: Pahiatua, Neuseeland
Dank den Bemühungen des polnischen Konsuls in Neuseeland, Kazimierz Wodzicki, und seiner Frau Maria sowie des neuseeländischen Premierministers Peter Fraser und seiner Frau Janet war es möglich, Ende Oktober/Anfang November 1944 733 polnische Kinder auf den Campus in Pahiatua zu bringen. Die jungen Polen gelangten zunächst auf einem britischen Handelsschiff nach Indien und später auf einem amerikanischen Kriegsschiff nach Neuseeland.
Viele der Kinder, die dort ankamen, blieben dauerhaft in Neuseeland. Sie integrierten sich in die dortige Gesellschaft, vergaßen aber nie ihre Heimat.