Am 20. Dezember 1968 verabschiedete das Parlament des kommunistischen Polens Änderungen des Hochschulgesetzes. Danach durften promovierte Wissenschaftler ohne Habilitation den akademischen Titel „Dozent” tragen, und sogar Personen mit dem Masterabschluss durften diesen Titel führen. Diese Entscheidung, die schnell in Verruf geriet, hatte sowohl innenpolitische als auch internationale Hintergründe, und die ganze Sache hatte ihren Ursprung im Nahen Osten.
Vom 5. bis 10. Juni 1967 fand der so genannte Sechstagekrieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn statt. Wegen der erheblichen Unterstützung Israels durch die Vereinigten Staaten verurteilten die Sowjetunion und die von ihr abhängigen kommunistischen Staaten Israel und beschuldigten es der Komplizenschaft mit dem amerikanischen Imperialismus.
Im kommunistisch regierten Polen fielen diese Ereignisse mit parteiinternen Konflikten zusammen. Es begann eine Kampagne gegen Menschen jüdischer Herkunft. In seinen Reden unterstellte Władysław Gomułka (1905-1982) ihnen, dass sie keine loyalen Bürger seien, und versicherte ihnen, dass sie problemlos eine Genehmigung zur Ausreise nach Israel erhalten würden. Ein eigentümlicher „Anreiz”, die Volksrepublik Polen zu verlassen, war die Entlassung von der Arbeit. Als es im März 1968 zu den Demonstrationen der Studenten gegen das System kam, beschloss die Führung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, die Studenten als naive Opfer einer angeblichen jüdischen Intrige darzustellen.
Im Zusammenhang mit den Protesten an den Universitäten wurden die Mitarbeiter jüdischer Herkunft entlassen, die einen wertvollen und zahlreichen Teil des akademischen Personals, in vielen Fällen hochrangigen Spezialisten, darstellten. Fast 500 Hochschullehrer verließen Polen. Diese Lücke war nur schwer zu schließen. Ein Versuch, diese Situation zu lösen, bestand darin, die Anforderungen für die Besetzung der Stelle und die Verleihung des Dozententitels deutlich zu senken. Dies bedeutete nicht nur eine Verschlechterung des akademischen Niveaus, sondern auch die Einführung von parteigebundenem Personal an den Universitäten. In der Umgangssprache wurden diese Personen verächtlich als „März-Dozenten” bezeichnet.