„Soweit wir wissen, droht Putin mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen auf ukrainischem Gebiet und nicht mit einem Angriff auf die NATO. Das bedeutet, dass die NATO auf konventionelle Weise reagieren sollte, aber die Reaktion sollte verheerend sein. Und ich denke, dass dies das Signal ist, das die NATO jetzt an Russland sendet”, sagte der polnische Außenminister Zbigniew Rau in einem Interview mit dem US-Sender NBC News.
Die Äußerungen des polnischen Diplomatiechefs erfolgten, nachdem Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, dem Westen erneut mit dem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine gedroht hatte: „Stellen wir uns vor, dass Russland gezwungen ist, die furchterregendste Waffe gegen das ukrainische Regime einzusetzen, das einen groß angelegten Akt der Aggression begangen hat, der für die Existenz unseres Staates gefährlich ist. Ich glaube, dass die NATO auch in dieser Situation nicht direkt in den Konflikt eingreifen wird”.
Minister Zbigniew Rau betonte, dass Wladimir Putin nicht nur den Krieg in der Ukraine verliere, sondern auch den Rückhalt in der russischen Bevölkerung. Er wies darauf hin, dass dazu unter anderem die Mobilisierung und Entsendung von „schlecht ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Soldaten” an die Front beitrage, was den Verlauf des Krieges nicht ändern, aber Auswirkungen auf die innere Situation in Russland haben werde.
Zuvor war der Leiter der polnischen Diplomatie zu Gast im Washingtoner Zentrum für strategische und internationale Studien, wo sich die Diskussion ebenfalls um die Ukraine drehte.
Rau erklärte, Polen werde alles in seiner Macht Stehende tun, um einen raschen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union zu unterstützen. „Aber um realistisch zu sein, wird es lange dauern. Ich weiß nicht, wie lange. Hoffentlich nicht so lange, wie es in Polen etwa zehn Jahre gedauert hat, und nicht so lange, wie es in den westlichen Balkanländern manchmal mehr als 20 Jahre dauert”, fügte er hinzu.
Er erinnerte auch daran, dass Polen der Ukraine bisher mehr schweres militärisches Gerät geliefert habe als Frankreich, Deutschland und Italien zusammen, und dass es auch viel tue, um der Ukraine wirtschaftlich zu helfen.
Adrian Andrzejewski