Ein Manuskript mit den Werken von Marcus Tulius Cicero ist in die Sammlung der Universitätsbibliothek in Wrocław zurückgekehrt. Das wertvolle illuminierte lateinische Manuskript aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde zwischen 1961 und 1977 gestohlen und von Bibliotheksmitarbeitern im Jahr 2021 in einem Angebot eines New Yorker Antiquariats entdeckt. Der stellvertretende Minister für Kultur und Nationales Erbe, Jarosław Sellin, nahm an der Übergabezeremonie teil.
„Bei dieser Gelegenheit möchte ich daran erinnern, dass in den letzten sieben Jahren über 600 Kunstwerke in polnische Museen zurückgekehrt sind. Jedes von ihnen, selbst das kleinste, ist ein wertvoller Bestandteil unseres Erbes. Es liegt jedoch noch viel Arbeit vor uns, denn die Restitution ist ein Prozess, der viele Jahre dauern wird und nicht verjährt”, sagte der stellvertretende Minister.
Jarosław Sellin wies darauf hin, dass Polen durch den Zweiten Weltkrieg außergewöhnlich schwer verwüstet wurde und der Wert der Verluste im Bereich der materiellen Kultur auf fast 52 Milliarden PLN geschätzt wird. Die Zahl aller verlorenen Kunstwerke und anderer Sammlungen, die für das polnische Erbe wertvoll sind, lässt sich nicht genau bestimmen, da viele Vorkriegssammlungen nicht dokumentiert waren.
Ein Manuskript mit den Werken von Marcus Tullius Cicero „De Senectute”, „De Amicitia”, „Paradoxa Stoicorum” („Über das Alter”, „Über die Freundschaft”, „Paradoxa der Stoiker”) befand sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in der Sammlung der Stadtbibliothek Breslau. Nach dem Krieg gelangte es in die Sammlung der Universitätsbibliothek in Wrocław, aus der es zwischen 1961 und 1977 gestohlen wurde.
Im Jahr 2021 entdeckten die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek in Wrocław das verlorene Manuskript in den Angeboten eines New Yorker Antiquariats. Die erhaltene Dokumentation ermöglichte eine gründliche vergleichende Analyse des verlorenen und des gefundenen Manuskripts. Nach Durchsicht dieser Dokumentation beschloss der frühere Besitzer des Objekts, der Antiquar Jonathan Hill, es in die Sammlung der Universitätsbibliothek in Wrocław zurückzugeben.
Arkadiusz Słomczyński