Das Außenministerium hat eine Briefmarke und einen Folder der Polnischen Post, die der Ładoś-Gruppe gewidmet sind, vorgestellt. Die sogenannte Berner Gruppe organisierte während des Zweiten Weltkriegs eine Passaktion, die es den europäischen Juden ermöglichte, den Todeslagern in dem von den Deutschen besetzten Europa zu entkommen.
Während der feierlichen Präsentation im Gebäude des Außenministeriums wies der stellvertretende Außenminister Szymon Szynkowski vel Sęk darauf hin, dass die Geschichte der Ładoś-Gruppe zwar wie aus einem Thriller-Film ist, aber wirklich passiert ist und die polnische Diplomatie sie fördern wird.
Die Ładoś-Gruppe wurde von polnischen Diplomaten in der Schweiz und jüdischen Aktivisten des vom Jüdischen Weltkongress gegründeten RELICO (Komitee zur Unterstützung jüdischer Kriegsopfer) und der Organisation Agudat Israel (einer internationalen politischen Organisation der jüdischen Orthodoxie) gebildet.
Mitglieder der Gruppe, die auch als „Berner Gruppe” bekannt ist, richteten 1941-43 in der Schweiz ein System zur illegalen Herstellung von Pässen lateinamerikanischer Länder ein, um die europäischen Juden vor der Vernichtung zu retten. Die Gruppe wurde nach ihrem informellen Anführer Aleksander Ładoś, einem polnischen Diplomaten, Konsularbeamten, Publizisten und Politiker benannt.
– Man schätzt, dass dadurch mindestens tausend Menschenleben gerettet wurden, und wir als Diplomatie haben, als wir diese Geschichte entdeckten, beschlossen, damit zu prahlen und auch weiter zu suchen. Wir sind wirklich stolz auf diese Geschichte, aber wir wissen bereits, dass ähnliche Gruppen von Diplomaten in Japan und der Türkei aktiv waren. Derzeit laufen Nachforschungen, um diese systematische Politik der polnischen Exilregierung, worauf vieles hindeutet, aufzudecken — sagte der stellvertretende Außenminister.
Die Geschichte der Ładoś-Gruppe wurde erst vor ein paar Jahren entdeckt. Unter anderem war der damalige polnische Botschafter in der Schweiz Jakub Kumoch, heute Leiter des Büros für internationale Politik in der Kanzlei des Präsidenten der Republik Polen, an dem Prozess beteiligt.
– Aleksander Ładoś ist kein Einzelkämpfer, wie ihn viele gerne darstellen möchten, sondern repräsentiert einfach eine bestimmte Haltung der polnischen Diplomatie gegenüber dem Holocaust. Er reiht sich ein in die Reihe der großen Judenretter wie Sławik, Romer, der kürzlich entdeckte Konsul Rychlewicz aus Istanbul und General Wieniawa-Długoszowski, über deren Versuche, Juden zu retten, ebenfalls wenig bekannt war — erklärt Kumoch, zitiert in polskieradio24.pl.
Arkadiusz Słomczyński