1912 wurde zum ersten Mal ein Extrakt aus Lebensmitteln isoliert, das eine Verbindung, die später als Vitamin bezeichnet wurde, enthielt. Es handelte sich um Thiamin, also Vitamin B12. Die Forschungen, die zur Grundlage der Vitaminforschung wurden, wurden von einem Polen jüdischer Herkunft, Kazimierz Funk, durchgeführt, der damals am Lister Institute in London tätig war.

Funk wurde am 23. Februar 1884 in Warschau als Sohn von Jakub und Gustawa (geb. Zysan), in einer assimilierten jüdischen Familie geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums im Jahr 1900 ging er in die Schweiz, wo er zunächst Biologie und später Chemie studierte. Danach arbeitete er an bekannten Forschungszentren, darunter das Pasteur-Institut in Paris, die Universität Berlin, das bereits erwähnte Lister-Institut und die Columbia University. Von 1940 bis zu seinem Tod im Jahr 1967 lebte Funk in den USA, arbeitete für private Unternehmen und leitete seine eigene Stiftung, die Funk Foundation for Medical Research.

Die Forschungen von Funk, die den Begriff Vitamine („Amine des Lebens”) in die medizinische Sprache einführten, zielten darauf ab, die Ursachen der Beriberi-Krankheit bei Asiaten zu ermitteln, die — wie sich herausstellte — zu viel geschälten Reis aßen. Zu den herausragenden Leistungen von Funk gehören auch die Isolierung von Insulin, die Beschreibung der Avitaminose und die Synthese von Östrogen.

Er heiratete Alice Denise Schneidesch aus Belgien, mit der er zwei Kinder hatte. Obwohl er die meiste Zeit seines Lebens außerhalb Polens lebte, betrachtete er sich bis zu seinem Tod als Pole, was er oft betonte. Als der polnische Staat nach dem Ersten Weltkrieg seine Unabhängigkeit wiedererlangte, kehrte er für einige Jahre in das Land zurück, um sich am Wiederaufbau zu beteiligen. Von 1923 bis 1927 arbeitete er am Nationalen Institut für Hygiene.

Seit 1995 verleiht das Polish Institute of Arts and Sciences in America den Kazimierz-Funk-Preis an Wissenschaftler polnischer Abstammung für ihre Entdeckungen in den Naturwissenschaften.