In Berlin findet gerade die 12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst statt, auf der die polnische Künstlerin Zuzanna Hertzberg ihre Installation in Kombination mit einer gesprochenen Performance-Konvention präsentiert. Hertzbergs Arbeit ist die Fortsetzung ihrer jahrzehntelangen Recherchen über die Geschichten polnisch-jüdischer Frauen.
Hertzbergs Werk, das in dem KW Institute for Contemporary Art in Berlin präsentiert wird, besteht aus großformatigen Textilien, die das Leben und die Aktivitäten der Heldinnen dokumentieren. Neben Bildern ihrer Gesichter, die in Ausweispapieren und Fotos von Gruppentreffen festgehalten sind, finden sich Artikel von ihnen und Karten der Orte, an denen sie tätig waren. Das Ganze erinnert an Fahnen oder Vorhänge, was mit einer Mechitza assoziiert werden soll — einer Wand oder einem Vorhang in einer Synagoge, die im orthodoxen Judentum den Männerbereich vom Frauenbereich trennt.
Durch den Aufbau eines affektiven Archivs der Frauen der Widerstandsbewegung versucht die Künstlerin, deren Strategien zur Bewältigung der Kriegsrealität zu rekonstruieren und zu verstehen und die Kämpferinnen vor dem Vergessen zu bewahren. Sie stützt sich bei ihren langjährigen Beobachtungen und Recherchen auch auf ihre eigene polnisch-jüdische Identität. Die Arbeiten der Künstlerin wurden zuvor im Museum der Geschichte der polnischen Juden POLIN in Warschau gezeigt.
Zuzanna Hertzberg interessiert sich für die Verflechtung von individuellem und kollektivem Gedächtnis, die Suche nach und das Rekonstruieren von Identität, insbesondere der Frauen, sowie für Fragen der Geopolitik. Die Künstlerin arbeitet an der Schnittstelle der Künste — in ihren Aktivitäten verbindet sie Malerei und Performance; sie schafft Textilien, Installationen, Assemblagen und verwendet Archivmaterial.
Die diesjährige Berlin Biennale steht unter dem Motto „Kolonialismus, Faschismus und Felder der Emotionen”. Die Präsentation von Zuzanna Hertzberg, die in Zusammenarbeit mit dem Adam-Mickiewicz-Institut vorbereitet wurde, ist noch bis zum 18. September in Berlin zu sehen.
Arkadiusz Słomczyński