Das Museum für Moderne Kunst in Warschau (MSN) zeigt eine Ausstellung mit Werken von Aleksandra Waliszewska, einer der bekanntesten, produktivsten und — paradoxerweise — am wenigsten diskutierten polnischen Künstlerinnen. Die Ausstellung „Grausame Geschichten. Aleksandra Waliszewska und die Symbolik des Ostens und des Nordens” ist die erste so umfassende Präsentation ihres Werks.
Die Malerin schöpft aus einer Vielzahl von Quellen — gotischen Romanen, heidnischen Mythologien oder Motiven aus mittelalterlichen Manuskripten. Wir finden bei ihr blutrünstige Gespenster, Vampire, besessene Mädchen, Ritter auf Pferden und Katzen, die menschliche Züge annehmen.
Die im Museum für Moderne Kunst gezeigten Bilder sind den Fans der Künstlerin meist aus ihren Veröffentlichungen oder ihren Social-Media bekannt. Waliszewska gehörte zu den Künstlern, die am frühesten und intensivsten die sozialen Medien nutzten, um regelmäßig mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten. Sie postet nämlich regelmäßig die Fotos ihrer neuesten Werke.
Waliszewska verlässt gern den elitären Galerie- und Museumskreislauf und hat auch kein Problem damit, ihre Kunst zu „gadgetisieren”, d. h. Fragmente ihrer Werke in Muster auf Strumpfhosen oder Tellern zu verwandeln. Motive aus ihren Gemälden haben in Form von Tätowierungen den Weg auf die Arme vieler Menschen gefunden, und ihre Darstellungen von Meerjungfrauen mit langen, aalartigen Körpern inspirierten den Film „Sirenengesang” unter der Regie von Agnieszka Smoczyńska.
In der Ausstellung werden Waliszewskas Werke anderen Künstlern aus Osteuropa und den baltischen Ländern gegenübergestellt. Dies ermöglicht einen umfassenden Blick auf die märchenhaften Motive, apokalyptischen Szenarien und bedeutungsschwangeren balto-slawischen Landschaften, die die Künstlerin beschäftigen: Wälder und Sümpfe, verlorene Autobahnen, trostlose Vorstädte. Waliszewskas Werke scheinen von der Logik der Träume bestimmt zu sein, und das Mittel der Bildsprache ist die Metapher, die sich auf ursprüngliche Emotionen bezieht: Liebe, Sehnsucht und Todesangst, heißt es auf der Website des Museums für Moderne Kunst.
Arkadiusz Słomczyński