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Graue Reihen: Junge Pfadfinder im Kampf für die Freiheit Polens

von Dignity News
Graue Reihen (poln. Szare Szeregi) war der Deckname, unter dem sich der Polnische Pfadfinderverband (ZHP) während des Zweiten Weltkriegs versteckte. Sie wurden zu einem Symbol des jugendlichen Widerstands und Patriotismus. Die Organisation, die seit September 1939 im Untergrund tätig war, war die größte konspirative Jugendgruppe in Polen.

Die Grauen Reihen wurden am 27. September 1939, nach der deutschen und sowjetischen Aggression gegen Polen, als Untergrundorganisation des Polnischen Pfadfinderverbandes (Związek Harcerstwa Polskiego, ZHP) gegründet. Die Organisation wurde von der Vorstandsschaft geführt, und ihr Vorsitzender war bis August 1942 Pfarrer Pfadfindermeister Jan Mauersberger. Nach seinem Tod wurde diese Funktion von Dr. Tadeusz Kupczyński übernommen. Innerhalb der Grauen Reihen gab es zwei getrennte Einheiten: die Organisation der Pfadfinder und die Organisation der Pfadfinderinnen.

Letztere trug zunächst den Namen „Kleeblatt-Verband” (Związek Koniczyn”) und ab 1943 „Sei bereit” („Bądź Gotów”). Die Aktivitäten der Pfadfinderinnen waren breit gefächert und reichten vom Sanitätsdienst über Nachrichtenübermittlung, Betreuung von Gefangenen, Kinder- und Judenhilfe bis hin zu Sabotage, Nachrichtendienst und Ablenkung.

Woher stammt der Name?

Ursprünglich bezog sich der Name „Graue Reihen” nur auf die Pfadfinderorganisation. In ihrer Struktur befand sich das Hauptquartier der Pfadfinder, Deckname „Bienenhaus” (Pasieka), das nacheinander von Florian Marciniak „Nowak”, Stanisław Broniewski „Orsza” und Leon Marszałek „Jan” geleitet wurde.

Der Name „Graue Reihen” wurde 1940 landesweit bekannt, obwohl er zunächst nur in Poznań verwendet wurde. Die Deckname geht auf eine Informationskampagne der Posener Pfadfinder zurück. Im Rahmen dieser Aktion wurden Flugblätter in die Briefkästen der von Deutschen bewohnten Häuser eingeworfen, die wahrheitsgemäße Informationen über die Zwangsumsiedlung der Polen enthielten. Diese Flugblätter waren mit den Initialen SS unterzeichnet, die später zu „Szare Szeregi” weiterentwickelt wurden. So wurde der Name für die gesamte Organisation übernommen.

Das Programm der Grauen Reihen basierte auf drei Slogans: „Heute”, „Morgen” und „Übermorgen”, die jeweils die Tätigkeit im Untergrund, den bewaffneten Widerstand und die Tätigkeit in einem freien Polen symbolisierten.

Die traditionelle Pfadfinderterminologie konnte im Untergrund nicht verwendet werden. Daher wurden Decknamen eingeführt: Das Hauptquartier wurde „Bienenhaus” genannt, die Fahnen wurden in „Bienenstöcke” umbenannt, die Trupps wurden in „Schwärme” umbenannt, die Gruppen wurden in „Familien” und die Sippen in „Bienen” umbenannt.

Zawiszacy, Kampfschulen und Sturmgruppen

Die Grauen Reihen waren in drei große Altersgruppen unterteilt:

  • Zawiszacy (12-14 Jahre alt) — in dieser Gruppe befanden sich die jüngsten Mitglieder der Organisation. Die Zawiszacy nahmen nicht an direkten Kampfhandlungen teil, sondern waren bereit, verschiedene unterstützende Funktionen zu übernehmen. Ihre Ausbildung konzentrierte sich auf Geheimkurse, in denen sie die Grundlagen für den Wiederaufbau Polens nach dem Krieg lernten. Ihre Rolle in der Feldpost der Pfadfinder während des Warschauer Aufstands ist wohlbekannt.
  • Kampfschulen (Bojowe Szkoły, BS) (15-17 Jahre alt) — diese Gruppe war mehr an Untergrundaktivitäten beteiligt. Dazu gehörten kleine Sabotage und Propaganda, oft als Teil der Organisation „Wawer-Palmiry”. Ihre Aktivitäten zielten darauf ab, den nationalen Geist aufrechtzuerhalten und die Deutschen zu desinformieren. Die Pfadfinder der BS waren auch an der Sammlung von Informationen und deren Weitergabe an die Heimatarmee beteiligt.
  • Die Sturmgruppen (Grupy Szturmowe, GS) (über 18 Jahre) waren die älteste Gruppe und unterstanden dem Kedyw (Direktion für Diversion der Heimatarmee). Sie war die militärisch aktivste Gruppe. Ihre Aufgaben reichten von der Sprengung von Brücken und Zügen über die Rückeroberung von Gefangenen bis hin zur Ermordung deutscher Offiziere. Während des Warschauer Aufstands kämpften die Sturmbataillone „Zośka” und „Parasol” an verschiedenen Fronten und erlitten große Verluste.

Im Kampf und in der Propagandaarbeit

Die am weitesten fortgeschrittenen Kampfhandlungen waren, wie bereits erwähnt, die Domäne der Sturmgruppen. Ihre erste Aktion war die Operation „Wieniec II”, bei der in der Silvesternacht 1942/1943 Eisenbahngleise in der Nähe von Kraśnik gesprengt wurden. Innerhalb dieser Gruppen wurde auch eine Spezialeinheit gebildet, die Dritte Separatkompanie, die unter den Decknamen „Agat”, „Pegasus” und „Parasol” bekannt war. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die gefährlichsten Deutschen, vor allem hohe SS-Offiziere und deutsche Polizisten, auszuschalten.

Zu den berühmtesten Kampfeinsätzen gehören jedoch vor allem die „Operation Arsenal”, bei der 21 Gefangene gerettet wurden, darunter Jan Bytnar „Rudy”, die Aktion in Celestynów, dank der ein Gefangenentransport nach Auschwitz gerettet werden konnte, und die „Operation Kutschera”, bei der der Deutsche Franz Kutschera, Befehlshaber der Warschauer Polizei und SS, ausgeschaltet wurde.

Während des Warschauer Aufstands — des größten polnischen antideutschen Aufstands, der am 1. August 1944 begann — kämpften die Grauen Reihen in den Reihen der Heimatarmee, der größten Untergrundarmee in den von den Deutschen besetzten Gebieten. Die Jüngsten, die Zawiszacy, waren für die Nachrichtenübermittlung und den Betrieb der Feldpost der Pfadfinder, die für viele Warschauer die einzige Informationsquelle über das Schicksal ihrer Angehörigen war, zuständig.

Die konspirativen Pfadfinder waren auch an der Durchführung einer breit angelegten Aufklärungs- und Propagandakampagne beteiligt, die als Operation „M” bezeichnet wurde und auf die Beeinflussung der unorganisierten Jugend abzielte. In diesem Rahmen wurden zahlreiche Zeitschriften wie „Źródło”, „Dęby”, „Drogowskaz”, „Pismo Młodych” und „Brzask” herausgegeben. Darüber hinaus gab die Organisation Broschüren und Bücher heraus, darunter so bekannte Titel wie „O powołaniu naszego pokolenia” (dt. Über die Berufung unserer Generation), „Wielka gra” (dt. Das große Spiel), „Przodownik” (dt. Leiter) und „Kamienie na szaniec” (dt. Steine auf die Barrikade).

Nach dem Einmarsch der Sowjets

Mitte 1944, auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung, zählten die Grauen Reihen mehr als 15 000 junge Menschen, darunter etwa 7 000 Pfadfinderinnen.

Als am 17. Januar 1945 die Rote Armee in Warschau einmarschierte, erließ der damalige Leiter der Organisation, Leon Marszałek, den Befehl, dass die Organisation überall dort, wo sowjetische Truppen einmarschierten, aufgelöst werden sollte. Dies bedeutete das Ende der Organisation, die jahrelang eine Bastion des jugendlichen Widerstands und Geistes gewesen war.

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