Untersuchungen des Polnischen Wirtschaftsinstituts (PIE) zeigen, dass polnische Unternehmer ihre Risikobereitschaft selbst überschätzen. Während 36% der Vertreter von Großunternehmen und 44% der Inhaber von Kleinstunternehmen eine Risikoaversion angeben, entscheiden sich 70% bzw. 82% für die sichere Variante, wenn sie vor die Wahl zwischen einer weniger oder einer risikoreicheren Entscheidung gestellt werden.
Interessanterweise führt die Erfahrung in der Unternehmensführung nicht zur Steigerung der Risikobereitschaft, sondern bringt die Unternehmer sogar dazu, risikoreiche Entscheidungen zu vermeiden, was immerhin 41% der Befragten zugaben.
Die geringe Risikobereitschaft hängt mit dem niedrigen Niveau des Sozial- und Humankapitals zusammen und äußert sich insbesondere darin, dass der Prozess der Einstellung von Mitarbeitern als sehr riskant empfunden wird, dass man zur Zusammenarbeit mit externen Partnern nicht bereit ist, dass man der Nutzung externer Finanzmittel skeptisch gegenübersteht und dass man sich von öffentlichen Einrichtungen distanziert, so der PIE-Bericht „Die Risikobereitschaft als Faktor der Entwicklung polnischer Unternehmen”.
„Unsere Untersuchungen bestätigen, dass polnische Unternehmen Schwierigkeiten mit dem Risikomanagement haben, was ein Hindernis für ihre Entwicklung darstellen kann. Eine relativ große Anzahl, d. h. ca. 1/3 der Vertreter von Kleinst-, Mittel- und Großunternehmen und 1/4 der Vertreter von Kleinunternehmen schätzen den Prozess der Einstellung von Mitarbeitern als eines der risikoreichsten Elemente ihrer Tätigkeit ein”, erklärt Agnieszka Wincewicz-Price, Leiterin des Teams für Verhaltensökonomie am Polnischen Wirtschaftsinstitut.
Ihrer Meinung nach zögern die Unternehmen, ihre Aktivitäten aus externen Quellen zu finanzieren. 88% der Befragten haben nämlich angaben, dass sie aus eigenen Mitteln investieren.
„Wir können auch eine Skepsis gegenüber der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen im Investitionsprozess feststellen — 55% der Manager von Kleinstunternehmen, 59% der Vertreter mittlerer Unternehmen und sogar 68% der Großunternehmen behaupten, dass Investitionen, die gemeinsam mit einem anderen Unternehmen durchgeführt werden, riskanter sind als ein unabhängiges Projekt”, fügt Agnieszka Wincewicz-Price hinzu.
Adrian Andrzejewski i. A.