Wissenschaftler von der Naturwissenschaftlichen Universität Breslau und vom Institut für Tieftemperatur- und Strukturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften wollen den Prozess der Knochenresorption umkehren. Die von ihnen entwickelte Technologie könnte die Behandlung von Osteoporose revolutionieren, teilt die Naturwissenschaftliche Universität Breslau mit.
Jede dritte Frau nach der Menopause leidet an Osteoporose — das Risiko eines Knochenbruchs liegt bei Frauen bei etwa 40 %, bei Männern bei 13-22 %. Diese metabolische Knochenerkrankung ist gekennzeichnet durch eine geringe Knochenmasse, eine gestörte Mikroarchitektur des Knochengewebes und infolgedessen eine erhöhte Knochenbrüchigkeit und Anfälligkeit für Brüche. Im Anfangsstadium ist die Krankheit asymptomatisch — deshalb wird sie auch als „stiller Knochendieb” bezeichnet.
Osteoporose ist eine soziale Krankheit, d. h. eine, die nicht nur aufgrund ihres Ausmaßes, sondern auch aufgrund ihrer wirtschaftlichen Kosten von Bedeutung ist — erklärt Prof. Krzysztof Marycz von der Naturwissenschaftlichen Universität Breslau, der mit Hilfe der mRNA-Technologie ein Biomaterial entwickeln wird, das es ermöglichen wird, den Prozess des Knochenschwundes zu hemmen und fehlendes Knochenmaterial wieder aufzubauen.
In dem Projekt, das im Rahmen des Programms Tango 5 des Nationalen Zentrums für Forschung und Entwicklung den höchsten Förderbetrag erhielt, schlug Prof. Marycz vor, anorganische Technologie zum Schutz organischer Moleküle einzusetzen: mRNA soll Osteoklasten (Zellen, die Knochen „fressen”) hemmen und Osteoblasten (die Kalzium im Knochen aufbauen und einlagern) an der Stelle des Defekts fördern.
Die Neuartigkeit der Methode liegt unter anderem in der genauen Lokalisierung dieses Prozesses und seiner Regulierung. Das Biomaterial mit mRNA soll an die Stelle eines bestimmten Defekts eingebracht werden, und der Arzt wird die Reihenfolge der Aktivierung steuern: Zuerst sollen sich Mikrokapseln mit mRNA, die die Osteoklasten hemmen, öffnen und dann andere — diesmal mit mRNA, die die Osteoblasten zum Handeln anregen.
Arkadiusz Słomczyński