Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern der Naturwissenschaftlichen Universität Wrocław und der Westböhmischen Universität in Pilsen wird Außenstellen deutscher Konzentrationslager untersuchen, u. a. in der Niederschlesischen Heide. Ziel der Suche ist es, vergessene und geheime Gräber von NS-Opfern zu finden und materielle Beweise für die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge zu bewerten.
Das Projekt „Bioarchäologie und Archäologie von Landschaften der nationalsozialistischen Repression in Mittel- und Osteuropa” wird vom polnischen Nationalen Wissenschaftszentrum im Rahmen der Ausschreibung OPUS 22 + LAP finanziert.
Das erste Ziel der Forscher besteht darin, die materiellen Beweise für die Verflechtung des nationalsozialistischen „Lagerlandes” mit der Kriegsproduktion und der Militärlogistik zu bewerten. Hunderte von Lagern waren eng mit verschiedenen Industrieanlagen und Militäreinrichtungen verbunden. Anhand zweier exemplarischer „Lagerlandschaften” sollen die Funktionsweisen dieses Systems sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern analysiert werden.
Die Forscher werden das Gebiet um die Stadt Holýšov (dt. Holeischen) in Westböhmen mit den Überresten mehrerer Lager, die mit der Munitionsproduktion in Verbindung stehen (einschließlich des KZ-Außenlagers Flossenbürg), untersuchen. In Polen hingegen werden sie das Gebiet der Niederschlesischen Heide (poln. Bory Dolnośląskie) in Westpolen untersuchen, wo materielle Spuren von Außenstellen des Konzentrationslagers Groß Rosen, die mit dem Betrieb der dortigen Militärkomplexe verbunden waren, erhalten geblieben sind.
Das zweite — und ebenso wichtige — Ziel des Projekts ist die Suche nach vergessenen/versteckten Gräbern von NS-Opfern. In der Niederschlesischen Heide wird nach den Gräbern von Häftlingen des Konzentrationslagers Groß Rosen aus den Außenlagern in Iłowa (dt. Halbau) (Kreis Żagań) und Trzebień (dt. Kittlitztreben) (Kreis Bolesławiec) gesucht. In der Tschechischen Republik werden die Forscher nach Gräbern von Häftlingen suchen, die während der Todesmärsche im Bezirk Tachov Anfang 1945 starben. Ein ähnlicher Standort soll in Westpolen im Landkreis Żary untersucht werden.
Arkadiusz Słomczyński